Aller guten Polos sind drei
Harrison Ford war auf der Suche nach dem verlorenen Schatz, Johnny Depp suchte den Schlüssel zu der Truhe in der sich Davy Jones‘ Herz befand und Jennifer Aniston suchte in unzähligen Filmen nach der großen Liebe. Alles Firlefanz im Gegensatz zu meiner Suche nach einem neuen alten Auto. Seit Anfang des Jahres habe ich gesucht, bis ich endlich einen Kaufvertrag unterschreiben konnte.
Aber von vorne:
Mein geliebter Justy 4WD entpuppte sich Ende letzten Jahres als Griff ins Klo. Ein sehr tiefer Griff ins Klo. Mit beiden Händen. Nach einer langen Brainstorming-Zeit über den Winter, entschied ich mich meinen Rusty (der Name passte besser zu ihm) abzustoßen, der Aufwand diese gut geschminkte Leiche wieder auf die Straße zu bringen wäre zwar machbar gewesen, aber auch nur ein hinausgezögerter Tod. Also musste ein neues Auto her. Ich beauftragte unter anderem Micky und Volvi mir bei der Suche beizustehen. Eine Entscheidung die für das ein oder andere graue Haar verantwortlich ist. Bei uns allen drei.
Zuerst war ich richtig optimistisch das ich absehbarer Zeit wieder einen fahrbaren Untersatz finden werde. Also stellte ich Ansprüche: diese und jene Farbe, max. 70 PS, Klimaanlage, gültiges Pickerl, Benziner und bitte nichts aus dem VW-Konzern. Das alles zu einem kleinen Preis. Mann, war ich naiv. Da Micky und Volvi mit meinen Suchkriterien nichts brauchbares finden konnten, ließen sie mir Inserate aus den gängigen Autobörsen zukommen,bei denen die beiden der Meinung waren, das passende Auto für mich gefunden zu haben. Und ich kam mit dem Augenrollen gar nicht mehr hinterher.
Über das suchen und finden
Aber ab und zu fand sich dann doch etwas mit dem ich liebäugelte. Ich erinnere mich da an den einen oder andere Mazda 323, einen Toyota Corolla Sedan mit wenigen Kilometern und Automatik und an einen Seat Fura, den spanischen Stiefbruder des Fiat 127. Letzterer hat mein Herz im Sturm erobert und ich denke auch noch heute an ihn. Doch bei allen kam immer ein Satz: “Zu schade um im Winter bei Eis, Schnee und gepökelten Straßen damit zu fahren.“ Selten wurde dann doch mal was vor Ort begutachtet ( Nissan Sunny B11 Automat – für den wir nach Steyr gegondelt sind, Fiat Uno, Lancia Y10), aber die stellten sich alle als gut fotografiert heraus. So vergingen die Wochen und ich änderte meine Suchagenten auf: max. 70 PS, kleiner Preis.
Ein erster Hoffnungsschimmer
Dann tauchte ein VW Polo 86C 2F auf. Er war schon länger inseriert, aber zu einem Preis der jenseits von gut und böse war. Nachdem er fast fünf Monate mit diesem unanständigen Preis inseriert war und nicht an den Mann gebracht werden konnte, ging der Verkäufer endlich unter die € 3000,- Marke. Also schnappte ich mir Micky und Volvi und wir schauten uns den Polo an. Optisch in einem super Zustand, bis auf einen kleinen Streifschuss am Kotflügel, immer brav in der VW-Vertragswerkstätte serviciert und von der älteren Dame in der Garage geparkt. In Gedanken habe ich schon nach einen Namen für das gute Stück gesucht, aber leider wollte der Verkäufer (ein Händler) keinen Cent runtergehen. Und das war mir der Polo, trotz sehr guten Zustandes nicht wert. Also ging die Suche weiter.
Zuerst war der Druck ein neues Auto zu finden nicht so groß, da ich ja mit Mickys Halvar und Van Morisson fahren konnte. Doch es wurde immer nerviger, vor allem wenn Micky mal eines seiner Autos selbst brauchte. Mittlerweile sprach sich dann immer weiter herum das ich ein Auto suchte und so zeigte auch Franzi – ein Alltagsklassiker Urgestein, vollsten Einsatz. Regelmäßig sandte er mir seine Funde aus dem Netz.
Bingo
Es wurde Herbst und da tauchte wieder ein VW Polo auf, ein 94er MC Polo, ebenfalls ein 86C 2F. Zuerst blinkte der Suchagent auf meinem Handy auf, dann schickte mir Micky das Inserat und kurz darauf Franzi. Alles innerhalb von zwei Stunden. Der Polo hatte das Interesse von uns allen geweckt. Es wurde ein Besichtigungstermin vereinbart, zu dem ich Franzi natürlich mitnahm. Schließlich kennt er bei diesem Modell jede Schraube, ist er selbst im Besitz von fünf (!!!) solcher Rennsemmeln. Franzi zog den Arbeitsmantel an, nahm die Taschenlampe in die Hand und den Polo wirklich ziemlich genau unter die Lupe, fuhr eine ausgiebige Proberunde damit und meinte dann: „Nehmen!“ Gesagt, getan. Die Wahl fiel schon deswegen leicht, da meine ersten beiden Autos Polos waren, ein 6N gefolgt von einem 9N.
Der MC Polo ist ein Sondermodell, das es so nur in Österreich gab. Volle Hütte wäre maßlos übertrieben, aber für einen sonst so nackten Polo aus den 90ern ist doch allerhand dran:
MC Polo Sonderausstattung
- manuelles Schiebedach
- Colorverglasung
- Tachometer mit Drehzahlmesser
- geteilte Rücksitzbank
- Dreispeichen-Sportlenkrad
- Sitze in „Modekaro“ Design
- Zigarettenanzünder
- Dachreling (nur beim Steilheck)
- seitliche Blinker in den vorderen Kotflügeln
- MC Polo Schriftzug auf der Heckklappe
Seit ca. drei Wochen kämpfen sich nun Vincent und ich zweimal täglich quer durch die Stadt und ich muss sagen ich: I like it! Obwohl er „nur“ 55 PS hat, ist er extrem lustig zu fahren, was auf sein geringes Gewicht zurückzuführen ist. Seinen Namen hat der von der Karibikinsel St. Vincent, erstrahlt er doch in Karibikgrün. Auf den Fotos seht ihr Vincent genau so wie ich ihn gekauft habe.
ToDo
Ein paar Kleinigkeiten sind schon erledigt, bzw. werden noch gemacht:
– Alltagsklassiker-Sticker rauf
– grausige dritte Bremsleuchte runter
– andere Kennzeichenhalter
– Felgen austauschen bzw. aufhübschen
– Autoradio rein
Auf diesem Wege möchte ich mich noch mal herzlich bei allen bedanken die bei der Suche geholfen haben. Aber besonders bei Micky, Volvi und Franzi. Letzterer inspizierte nämlich einige Fahrzeuge im Wiener Raum, wenn er beruflich gerade in der Gegend war. Vor Kurzem erzählte er mir das die Dunkelziffer an angeschauten Fahrzeugen noch viel höher ist, als er uns glauben ließ.
Aber zu eurer Beruhigung kann ich sagen, so viel Freude wie mir Vincent bereitet, habe ich nicht vor so schnell wieder auf Autosuche zu gehen 😉