Citroën BX 17 RD

Einem kleinen Abstecher an einem Sonntagnachmittag in die Grazer Innenstadt ist dieser Artikel geschuldet. Hätte ich nicht in einer Seitengasse nach einem Parkplatz gesucht und wäre über diesen darniederliegenden Franzosen gestolpert, gäbe es hier keine nähere Betrachtung des Citroën BX zu lesen. Sieht man dann eines dieser mittlerweile rar gewordenen Mittelklassemodelle aus französischer Produktion, merkt man erst, wie selten man einen noch im Straßenbild antrifft. Seitdem mein Forumsfreund Bani auch nicht mehr unter uns weilt und uns nicht mehr mit seinen unterhaltsamen Erhaltungsgeschichten seines BX Break erheitert, habe ich da keinen Kontakt mehr zu BX-PilotInnen.

 

 

Brot- und Butterautos
Wie so viele Brot- und Butterautos der 1980er und 1990er verschwinden diese schrulligen Fahrzeuge heimlich, still und leise von unseren Straßen. Aber auch auf Klassikertreffen sieht man den BX (noch) nicht. Am Alltagslassiker Saturday Night Cruising tauchte zwar eine zeitlang unregelmäßig ein weißer BX Break auf, der ward aber auch schon länger nicht mehr gesehen. Woran liegt das? Nun gut, Citroën hat seit Jahrzehnten eine kleine eingeschworene Fangemeinde, die die Klassiker mit viel Liebe, Tatkraft und gegenseitiger Unterstützung am Leben erhält. Von außen betrachtet, hat man oft das Gefühl, dass man ganz gern unter seinesgleichen bleibt und sich auf Markentreffen tummelt.

Sieht man dann mal so einen mittlerweile seltenen Citroën BX, weiß man meist nur, ja der hat diese tolle Citroen-typische Federung, die Hydropneumatik. Aber das war es dann meist auch schon. So richtig hat keiner außerhalb des Citroën-Universums den mehr am Schirm. Deswegen werde ich hier ein wenig eintauchen in die Historie des BX.

 

 

Weltpremiere
Am 1. Oktober 1982 erlebte der zwischen den Modellen GSA und CX positionierte Citroën BX seine Weltpremiere am Pariser Automobilsalon. Technisch wurde bis auf die hydropneumatische Federung solide Hausmannskost geboten: Vierzylinder-Viertaktmotoren mit 1381 und 1580 cm³, mit 62 oder 72 bzw. 90PS, sowie Scheibenbremsen an allen vier Rädern. Später wurden Diesel und Turbodieselmotoren aufgelegt, aber auch schärfere Otto-Motoren waren verfügbar, wie der GT mit 105PS aus 1,9 Litern Hubraum und der GTi 16V mit 158PS. Allradantrieb war ab 1989 im Kombi und der Fließhecklimousine verfügbar. Während der 12 jährigen Bauzeit hielten unzählige Sondermodelle das Interesse am BX ständig am köcheln.

 

 

Citroen BX 4 TC
Absolutes Spitzenmodell, noch über dem GTI 16V angesiedelt, war die auf 200 Exemplare limitierte Serienversion des Gruppe-B Rennwagens BX 4 TC mit 200PS. Einige Details des Prototyps für die Gruppe-B: 2156 cm³, mit elektronischer K-Jetronic, KKK Turbolader (bis zu 400PS), Fünfganggetriebe, permanenter Allradantrieb und verbreiterte Kunststoffkarosserieteile. Mit 1280 kg Leergewicht war in 7,5 Sekunden die Hundertermarke am Tacho geknackt, die Spitzengeschwindigkeit lag bei über 220 km/h. Mit dem abrupten Ende der Gruppe-B, war auch der BX 4 TC obsolet geworden. Citroën ließ bis auf 20 Exemplare der bei Heuliez gebauten Sonderserie vernichten.

 

 

Design von Bertone
Innovativ war der Leichtbau-Gedanke des BX: Die Karosserie wurde erstmals bei Citroën am Computer geplant und entwickelt. Stoßstangen, Motorhaube und Heckklappe, so wie die C-Säulenverkleidungen bestanden aus Kunststoff. So wog das Basismodell nur 885 kg. Das sicher nicht dem Mainstream folgende Design des BX verantwortete der italienische Karosseriebauer Bertone. Ecken und Kanten waren in den 1980ern en Vogue, viele Designdetails des BX kann man in den Studien des Volvo Tundra, Mazda MX-81 und Reliant FW11 wiedererkennen – Recycling war also schon vor über 40 Jahren ein großer Trend. Neben der Fließhecklimousine war ein fünftüriger Kombi (Break) erhältlich.

Im Innenraum orientierte man sich optisch und funktional am nächstgrößeren Modell CX. So Citroën-typische Eigenheiten, wie die Bediensatelliten links und rechts neben dem Lenkrad sowie dem Lupentacho, sind Merkmale der Urversion des BX.

1986 erfolgte eine optische Überarbeitung des BX (Phase 2), weiße Blinker, breitere Kotflügel und ein konventionelles Armaturenbrett mit Bedienelementen und Rundinstrumenten zogen ein und nahmen dem BX etwas von seiner Unverwechselbarkeit.

 

 

Erfolgreiche Mittelklasse
Kommerziell war der BX ein voller Erfolg für Citroën, von 1982 bis zum Auslaufen der Produktion im Juni 1994, wurden in den Werken Rennes La Janais in der Bretagne und Vigo in Spanien über 2,3 Millionen Exemplare verkauft.

Ich habe mich auf alle Fälle über diesen stützstrumpffarbigen Zufallsfund auf den Straßen von Graz gefreut. Noch mehr freue ich mich allerdings, wenn diese Klassiker auch vermehrt auf Treffen, Messen und Ausfahrten zu sehen sind.

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