Das Namenschaos
Das Internetz eröffnet uns Autospinnern Möglichkeiten, von denen unsere Väter gar nicht erst zu träumen wagten. Die Szene vernetzt sich weltweit, Enthusiasten eines bestimmten Modells lernen sich über Ländergrenzen hinweg kennen und auch die internationale Ersatzteilsuche – selbst in scheinbar aussichtslosen Fällen – ist easy geworden.
Doch einen Nachteil hat das Zusammenwachsen der Autowelt, zumindest für uns Ösis – Die Dominanz Deutschlands in unserem Sprachraum. So gehen vor allem fernab der häufig beackerten Mainstream-Themen heimische Eigenarten und österreichische Spezialitäten langsam verloren. Auch das Autospinner-Wissen unterliegt der Globalisierung.
„Was quasselt der da, ich kann ihm nicht folgen…“ Nur Geduld, kommt schon noch. Zeitsprung in die 1980er Jahre. Die Heydays der Japaner in Europa. Sensationelle Marktanteile. Beinahe konkurrenzlose Packages. Eine Modellvielfalt, die sich gewaschen hat. Und Importeure, die in jedem Land ihr eigenes Süppchen gekocht haben. So auch in Österreich. Doch diese landestypischen Eigenheiten schluckt das Internet und spuckt es vereinheitlicht wieder aus.
Beispiele gefällig? Wer im deutschsprachigen Internet nach alten Subarus sucht, wird auf die L-Serie treffen. Oder auf den Mini-Bus Libero. Beides korrekt – für Deutschland. In Österreich aber war nie die Rede von einer L-Serie, wenn es um die Mittelklasse von 1984 bis -93 ging. Sondern vom Leone. Und der geschrumpfte Bus? Hieß bei uns E12 Van (verblecht) und E12 Domingo (6-Sitzer). Nach dem Facelift nur noch Domingo. Kleinigkeiten, klaro. Aber wie würde wohl die VW-Szene reagieren, wenn plötzlich zum Einser-Golf jeder nur noch „VW Rabbit“ sagen würde?
Dass hierzulande so manches Modell in Sachen PS-Leistung wegen heimischer Versicherungsklassen geringfügig anders typisiert wurde als in Deutschland, fällt da schon unter vernachlässigbare Kleinigkeiten. Etwa der Pajero L040 TD Intercooler, der in Deutschland nominell 95 PS hatte, bei uns in Österreich laut Papieren aber 91 PS. Realiter waren sie wohl ident. „Man muss ja nur im Prospekt nachschauen, dann sieht man´s ja!“, werdet ihr euch jetzt denken. Und das stimmt auch. Nur sehen die meisten Ösis in deutschen Prospekten nach. Weil es auf Ebay deutsche Prospekte von fast jedem Modell quick and easy um wenig Geld gibt. Österreichische Prospekte aber deutlich seltener. Da bei vielen Modellen Ausstattungsvarianten in Umfang und Namen differieren, geht auch bei den Modell-Details regionales Wissen verloren.
Was also tun? Natürlich weiter deutschsprachige Artikel lesen und germanische Prospekte sammeln. Aber sich auch für heimische Gegebenheiten interessieren.
Bilder: Subaru
Seit 2008 als Motor-Journalist, Autor & Texter in der Szene aktiv. Sein Kaufverhalten gilt als promiskuitiv, seine Autos wechseln häufig. Vom Buick über den Mercedes-Benz und einigen Subarus bis hin zum Volvo war schon alles dabei. Nur der grüne Pajero, der bleibt! Auch macht es ihm großen Spaß, von sich in der dritten Person zu schreiben.