Eh ok
2020 war ganz einfach kein Jahr für uns Klassiker Piloten. Kaum Treffen, Messen, Teilemärkte, Rallyes, Gleichmäßigkeitsprüfungen und Adventure Rallyes die regulär stattgefunden haben. Oft wurden sie adaptiert, verändert, abgespeckt oder gleich aufs kommende Jahr verschoben. Auch Alltagsklassiker hat das hart getroffen, von den geplanten acht Saturday Night Cruising Terminen zwischen März und Oktober, konnte gerade die Hälfte regulär stattfinden.
Das einzig Gute am Lockdown und den diversen Einschränkungen, die uns das Jahr 2020 mit seiner sehr speziellen Situation auferlegt hat, war dass man mehr Zeit fand, um seine Fahrzeuge auch außerhalb diverser organisierter Belustigungen zu bewegen. Wir haben versucht diese geschenkte Zeit ganz gut zu nutzen und auch unsere Fahrzeuge reichlich zu bewegen. Es hätte aber deutlich mehr sein können, so im Rückblick betrachtet. Dennoch sind einige Kilometer zusammen gekommen während der vergangenen Saison, mehr bei der Erbse als im MX-5. Die Zeiten, in denen wir uns im Hochsommer bei 30 und mehr Graden gerne auf schwarze Kunstledersitze zwängen, wo schwitzen vorprogrammiert ist oder offen zu fahren und einem die Sonne die Birne weg brennt sind, sind weniger geworden und wohl meiner fortschreitenden Reife geschuldet.
Mit Mitte 20 ist es dir egal, da willst du nix wie fahren, fahren, fahren! Egal ob heiß, kalt, Sonnenschein, Schneefall oder Regen. Das relativiert sich mit den Jahren, spätestens dann, wenn man einen Beruf hat, in dem man ständig auf Achse ist und man von Montag bis Freitag on the road ist. Da muss man dann nicht am Feierabend auch noch im Auto sitzen. Wenn man dann doch seine automobilen Schätze bewegt, dann aber mit richtig viel Genuss. Wichtig ist nur der Weg, nicht das Ziel. Auch wenn man sich meist vage eines setzt, um eine gewisse Richtung einzuschlagen, wohin man in etwa fahren möchte.
So hat die Erbse doch einige Kilometer abgespult, diverse kleine Alltagsfluchten sind es geworden. Raus aus der Stadt, ohne MNS-Maske, ohne Stress und oft ohne konkretes Ziel. Einfach treiben lassen, den Weg das Ziel sein lassen. Radio aus, Fenster auf, Ellbogen raus. Neue Wege beschreiten, neugierig sein, wenn man mal links abzweigt, statt wie gewohnt rechts zu fahren.
Wir waren mit der Erbse beim Festival Gut Gallmannsegg im feinen Zwirn, beim Alltagsklassiker Meet&Greet in Köflach, dem NipponClassics und bei Brunos kleiner feiner Oldtimerausfahrt im September.
Dazwischen wurden kleiner Reparaturen durchgeführt, zum einen wurde eine Buchse beim Lenkhebel getauscht, die glücklicherweise noch im Lager bei Mazda in Brüssel zu beschaffen war. Da geht der Dank an das Engagement mit viel Herz für die klassischen Mazdas an Rupert Mandl von Mazda Schweinberger im Weinviertel.
Weiters zickte auf einmal die Zündung rum – dachte ich. Also mal flott selbst die Zündkerzen getauscht und auf flotte Linderung gehofft, wie es schon vor einigen Jahren der Fall war. Danach noch frische Zündkabel beim Teilehändler vor Ort organisiert. Es wurde das Ruckeln zwar besser, aber das war noch nicht die Lösung. Nachdem Claus, der Schrauber mit den goldenen Händen, aber auch sein Vater Hans, ein großer Meister der Elektrik, nur 3 Häuser weiter wohnen, wurden die beiden mit meinen Problemen belästigt. Eine gemeinsame Probefahrt brachte uns näher an des Pudels Kern. So gab ich die Erbse in deren Obhut und einige Stunden später konnte ein defekter Kondensator als die Wurzel allen Übels ausgemacht werden. Seitdem ziert ein, darf man das überhaupt schreiben, Kondensator aus Clausens Fundus von einem Italiener, sprich Autobianchi A112, die Erbse. Seitdem läuft sie wieder wie ein Glöckerl mit gereinigtem Vergaser und frisch eingestellter Zündung.
Herzlichen Dank nochmals an Claus und Hans für die heilenden Hände auch an dieser Stelle! Der versprochene Schnitzelschmaus als Dankeschön ist nicht vergessen, sondern wegen diverser Lockdowns verschoben.
Es gingen sich im Herbst doch noch einige Fahrten in den Sonnenuntergang aus, bevor es im Oktober ins Winterquartier ging und wir einen langen harten Winter ohne Erbse verbringen werden. So gesehen war die Saison 2020 eh ok.
Das Frühjahr kam noch jedes Jahr verlässlich wieder und mit ihm die Sonne und milde Temperaturen und somit der Start in eine neue Klassiker Saison. Alles wird gut!
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.