Große Leidenschaft im kleinen Maßstab
Wer von uns Jungs hat nicht schon als kleines Kind seine Leidenschaft für die heute ausgeprägte Obsession und die Liebe zu Autos schon im Kindergartenalter oder noch früher gelegt? Angefangen hat es bei mir wohl mit einem Nachziehfisch, da konnte ich noch gar nicht laufen. Gut das war jetzt nicht “das“ Ding, aber man muss klein anfangen, nach oben war also noch gut Luft. Kurz danach kam ein grüner Käfer in mein Autouniversum, so grün wie der Laubfrosch gennate 1302 von Großonkel Hans. Immerhin hat die Käferleidenschaft sich nicht eingebrannt, aber die Liebe zu kräftigem grün im nun realen Fuhrpark ist mir geblieben.
Als dann das erste Matchboxauto im Supermarkt in den Einkaufswagen gewandert ist und man es kaum erwarten konnte, das man es endlich nach der quälenden Warteschlange an der Kassa, entpacken konnte? Da war dann meine kleine Welt nahezu perfekt! Endlich von allen Seiten inspizieren, die möglicherweise vorhandenen Funktionen wie ein Schiebedach, sich öffnende Türen, Motorhaube, Kofferraumdeckel oder die Anhängerkupplung auszuprobieren? Und dann die erste Fahrt! Wie rollt das neue Lieblingsmodell? Wie klingt der selbst fabrizierte Motorklang? Dinge die einem den Tag versüßen und auch den ganzen Nachmittag beschäftigen konnten. Da konnte ruhig auch am Mittwoch Nachmittag mal der Kasperl in FS1 seine Kaspereien sein lassen, man hatte besseres zu tun!
Bei diesem einen Matchboxauto ist es natürlich nicht geblieben, das war erst der Auftakt für Eltern, Tanten, Onkel und Großeltern, um den Fuhrpark in 1/64 zu erweitern. Der sich recht bald bunt gemischt, markenoffen und sich auch teils äußerst zweckmäßig gestaltet hat. Da gab es mit Baggern, LKWs mit Kippmulde, Müllwagen, Straßenwalzen die Fahrzeuge für die Infrastruktur meiner Straßen. Autotransporter sorgten für den regelmäßigen Nachschub an Neufahrzeugen, der SIKU Tieflader mit der ARAL Tankstelle und Werkstatt darauf für den laufenden Betrieb. Auch eine Parkgarage mit Werkstatt im Erdgeschoß, Aufzug mit Drehkurbel und viel zu steiler Abfahrt gesellte sich im Laufe der Zeit zum Fahrzeugsammelsurium.
Neben den Miniaturen von Matchbox, gab es auch welche von SIKU, Majorette, Dinky Toys, Corgi Toys und Polistil. In der Schulzeit wurde das Taschen- und Jausengeld öfters mal in die kleinen Autos investiert, den es gab immer neue begehrenswerte Exemplare, die noch unbedingt mit in den Fuhrpark mussten.
Dieses Sammelsurium beinhaltete viele Brot- und Butterautos, Fahrzeuge die meine Eltern und die Nachbarn bewegten, da war wenig Glanz, Zweckmäßigkeit war angesagt. Aber es gab natürlich auch einige Modelle, die aus den Gölfen, Kadetts und Mittelklassebenzen herausstachen, wie ein Porsche 930 Turbo mit dem Heckgeflügel, ein Matra Simca 670 Monoposto, der Audi Quattro im Livree von Audi Sport mit Ballonreifen oder der Matchbox Microshifters RX-7.
Irgendwann mal, möge es an Ostern, Weihnachten oder am Geburtstag gewesen sein, kam eine zweibahnige Loopingbahn von Matchbox ins Haus, die von meinem Vater auf eine stabile Holzplatte montiert wurde. Da wurden wohl einige spannende Rennen darauf ausgetragen. Dieser Looping steht noch immer am Dachboden meiner Eltern, manchmal ist das aufbewahren von Dingen, eine doch ganz feine Sache.
Straßenteppiche, wie sie in den Versandhauskatalogen und den damals noch existenten Spielwarenfachgeschäften in der Innenstadt angeboten wurden, waren zwar reizvoll, aber wir Jungs aus der Nachbarschaft waren da kreativer, fortschrittlicher und durchaus innovativer. Die A3 großen Schreibtischunterlagen wurden zusammengeklebt und dann mittels Eddingstift mit individuellen Straßenzügen oder Rennstrecken mit Boxengasse und Fahrerlager versehen. Richtig Leben eingehaucht haben unseren kleinen Welten, dann die eigens dafür entworfenen Legogebäude. Da wurden ganze Nachmittage und verregnete Sommertage auf diesen selbstentworfenen Städten und Rennstrecken verspielt. Die großen Schlachten des Niki Lauda und seiner Konkurrenten Alain Prost, John Watson, Patrick Tambay, Rene Arnoux und Nelson Piquet um seinen dritten Weltmeistertitel, wurden so mit den F1 Boliden von Majorette nachgestellt. Dazu auch mehr bei den Kinderzimmerhelden.
Irgendwann dann wurden die Modelle von Bburago in 1/24 entdeckt, das war wohl in einem Italienurlaub oder auf einer der Einkaufsfahrten ins norditalienische Tarvis oder Udine. So saßen wir dann in unseren gefakten pastellfarbenen Boss Jogginganzügen mit den Boliden im Maßstab 1/24 am Kinderzimmerboden oder in der Sandkiste und eroberten neue Welten mit dem Land Rover mit verwegener Dachgalerie und Reservereifen auf selbiger. Aber auch ein Fiat Ritmo der ersten Generation, war im Fuhrpark, ebenso wie ein BMW 635 CSI, Opel Ascona 400, Porsche 959, ein Zakspeed Capri Turbo und ein Mercedes 450 SLC AMG mit Mampe Lufthansa Cocktail Stickern.
Die Zeit des Autospielens war irgendwann vorbei und uncool geworden. Das änderte sich schlagartig, als ich von einem lieben Freund der Familie als Präsent einen Ferrari F40 in 1/18 von Bburago bekam. Diese Größe, dieses Gewicht, dieses Auto, deutlich detaillierter als die 1/24er! Damit war eine Leidenschaft für die Marke mit dem springenden Pferd aus Maranello geweckt, die mich bis heute nicht loslässt. Dieser F40 war auch der Auslöser für meine Sammlung von Ferrarimodellen, deren Gesamtmenge sich irgendwo zwischen 300 und 400 Exemplaren einpendelt. Ferraris aller Größen von 1/87 bis 1/16, verschiedenster Typen finden sich darin, die meisten davon aber vom Modell F40. Aber bei den Modellen allein blieb es nicht, da gibt es jede Menge Bücher, Schlüsselanhänger, Parfumflakons, Spiegel, etc. Derzeit ist diese Sammlung leider in Zeitungspapier gewickelt und zwischengelagert in Kisten, mangels Platz für eine oder mehrere Vitrinen. Diese Sammlung liegt auf Eis und wird aktuell auch nicht erweitert.
In den vorhandenen Vitrinen tummeln sich aber auch Modelle, von überlebenden Zeitzeugen meiner Kindheit und Jugend. Vom ersten grünen Käfer, über diverse stark bespielte Miniaturen in Matchboxgröße verschiedenster Marken und Modelle, über die Überreste der 1/24er Bburagos. Ergänzt durch Käufe aus der jüngeren Vergangenheit wie 1/43 Modellen aus den Stuttgarter Automobilmuseen oder dem blutwurstfarbenen Ford Scorpio 2, der mit seiner Optik sehr polarisiert hat und dem die zweifelhafte Bezeichnung „Blauwalkörper mit Froschgesicht und Dreipferde-Hintern“ zuteil wurde, dessen Kauf als Original mir verwehrt wurde. Aber auch diverse Mazdamodelle finden sich in der Vitrine, vor allem der innig geliebte MX-5 NA ist häufig vertreten.
Eine relativ neue Leidenschaft sind Modelle japanischer Herkunft aus dem Sortiment von HotWheels. Da gibt es seit einigen Jahren regelmäßig frische Ware von Klassikern von den Marken Toyota, Mazda, Subaru, Honda, Scion, Datsun und Nissan. Oft sind es nur andere Farbvarianten mit neuen Stickern, aber so ein RX-7 SA2 oder FD, Datsun 620, Nissan Skyline GT-R, Toyota A86, Datsun 240Z, Subaru Brat oder Honda NSX sind immer nett anzusehen. Diese Sammlung bewegt sich auch schon im dreistelligen Bereich und noch ist kein Ende in Sicht, solange der Nachschub nicht versiegt.
Ebenfalls neu sind die beiden Modelle aus der Lego Creator Serie. Ein VW T1 Camper und ein Mini im klassischen british racing green haben nicht nur für großen Bauspaß bei mir Grobmotoriker gesorgt, sie sind auch ein absoluter Blickfang in der Vitrine.
Wie ich aus gut unterrichteter Quelle weiß, bin ich mit meinem Modellautofimmel nicht alleine, da draußen gibt es noch Tausende andere, die noch viel intensiver ihrer Sammelleidenschaft nachgehen. Wahrhaft schön, wenn man auch als Erwachsener seinen Kinderfreuden nachgehen kann und sich mit kleinen Autos umgeben kann, sofern es der Lebenspartner akzeptiert und man weiterhin, wenigstens auch nur zeitweise, wieder Kind sein kann.
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.
Super schöner Bericht über grosse Leidenschaft im kleinen Massstab.
Ich habe eine Holzkiste mit so diverses Autos, welche ich als kleiner Bub bekommen habe.
Ich habe auch darunter ein weiss – grüner – weisser Ford Taunus 17 m P 2, Barock Ford, wie er genannt wurden.
Meine Mutter hat mir einmal gesagt, dass ich als kleiner Junge so ein Modellfahrzeug haben wollte, weil mein Grossvater ja so einen von 1959 bis 6.12.1964 besass. Genau die gleich Farbe.
Leider mein Modell ist nur 2-türig. Leider habe ich diese Fahrzeug und auch andere im Sandkasten herumgespielt, so dass dieses Fahrzeug und die anderen gelitten haben. Ich habe danach das Fahrzeug restauriert – neu gestrichen.
Mittlerweile habe ich etliche Modell-Autos zum Sammeln, sogar der Ford Taunus 17 m P 3, Super, der ja früher meinem Grossvater gehörte, habe ich auch als 1 : 43, also die gleiche Farbe.
Gruss aus der Schweiz