Japanische Klassiker: Ein Herz für Exoten
Alte japanische Fahrzeuge haben keinen leichten Stand im Reigen der Klassikerliebhaber. Da wird lieber auf bewährtes, auf Hausmannskost zurückgegriffen. Die hier schon viel verteufelte Ersatzteilversorgung seitens der japanischen Hersteller ist so gut wie nicht vorhanden und wird auch nicht forciert. Wir Liebenden der etwas anderen Old- oder Youngtimer haben uns damit wohl oder übel damit abgefunden und organisieren uns unsere Versorgungsnetzwerke in einer eng verschworenen Gemeinschaft.
Dabei gibt es gottlob im deutschen Sprachraum und ins-besonders im kleinen Österreich einige Enthusiasten, die die japanischen Fahnen hochhalten. Da wären zum einen der Blogger und Journalist Lukas Wieringer, der selbst auf die Klassiker abseits des Mainstream steht, besitzt und bewegt und sie in den schillerndsten Farben beschreibt.
Rainer Adam ist wohl der einzige weltweit, der einen Daihatsu Charade G10 von Grund auf restauriert hat. Das spricht wohl Bände für seine Leidenschaft und das Herzblut für die Brot- und Buttermodelle, die sonst in Vergessenheit geraten. Rainer betreibt auf Facebook die Japan Oldies Gruppe, die mittlerweile über 600 gleichgesinnte Leidensgenossen, größtenteils aus dem deutschprachigen Raum vereint und immens wichtige Kontakte schafft.
Oder auch Mathias Büthe der das Feld der klassischen Mazdas beackert und ihnen mittels Forum und Facebookgruppe eine Heimat gibt. Da findet man dann schon mal mittels dieser Kontakte aus der Community Ersatzteile, ganze Fahrzeuge oder passende Literatur zum raren Mobil.
Auch ich versuche hier auf Alltagsklassiker die Flagge hochzuhalten, um für die einst exotischen Fahrzeuge aus Fernost den Boden zu bereiten, die Toleranz und das Bewusstsein der Old- und Youngtimerenthusiasten zu erweitern und mal den Blick über den Tellerrand mit solider automobiler Hausmannskost zu wagen.
Ich finde, wir paar eingefleischte Nipponklassikerpiloten leisten da einen ganz wichtigen Beitrag dazu, das diese Fahrzeuge nicht in Vergessenheit geraten und nach wie vor auf diversen Treffen anzutreffen sind, ebenso weisen diverse Blogartikel auf die einstige Vielfalt der Hersteller aus dem Land der aufgehenden Sonne hin.
Wobei da noch viel Luft nach oben wäre! Persönlicher Austausch zum Beispiel! Irgendwann muss es doch möglich sein, ein regelmäßiges Treffen auf die Beine zu stellen, und sei es nur einmal im Jahr, was ja schon im Wiener Raum nicht wirklich funktioniert. Die steirischen Nipponklassikerpiloten kommen ja schon recht gerne zum Alltagsklassiker Friday Night Cruising, da ist das Eis schon gebrochen und feine japanische Modelle durchziehen regelmäßig die “Allerweltsklassiker“ bei unseren Parkplatztreffen in Graz. Wegen eines zwanglosen “Jahrestreffen“, ohne großem Programm mache ich mir schon geraume Zeit so meine Gedanken, eine Location im Grazer Raum hätte ich ja schon, fehlt nur der eine oder andere Mitstreiter, der mir hilft dieses Projekt zu stemmen und auf die Beine zu stellen.
In Deutschland sieht es da etwas rosiger aus, wenn auch die Szene eine verhältnismäßig kleine ist. Klar, der deutsche Klassikerpilot fährt lieber was aus der Heimat und ein Käfer oder W123 ist leichter am Leben zu erhalten, wo das Ersatzteilangebot schon ab Werk kein schlechtes ist. Den Rest besorgt man sich aus der boomenden Oldtimerersatzteilszene, da wird alles geboten, was das Werk nicht mehr anbietet. Auch gibt es durch die Initiative zweier Händler, zwei respektable Sammlung an klassischen Fahrzeugen der Marken Toyota und Mazda.
Der 2016 leider viel zu früh verstorbene Peter Pichert, Toyotahändler der ersten Stunde, hat im Laufe der Jahrzehnte unzählige Toyotas aller Baureihen und Modelle zusammengetragen. Sein 1994 im niederbayrischen Hartkirchen gegründetes Museum, wurde im Sommer 2017 geschlossen und gottlob von Toyota Deutschland am Firmensitz in Köln bereits im November als Toyota Collection wiedereröffnet.
Eine, wenn nicht die größte Sammlung an Fahrzeugen mit Wankelmotoren weltweit, betreibt die Familie Frey aus dem deutschen Augsburg. Ebenfalls als Händler sehr früh zu Mazda gestoßen, wurde im Laufe der Jahre erst nur von Senior Walter Frey, später gemeinsam mit seinen Söhnen Markus und Joachim, alles angesammelt was von einem Wankelmotor angetrieben wurde. Das waren bis dato nicht wenige Exemplare, die Sammlung reicht vom Ur-Wankel bei Mazda dem Cosmo Sport, über diverse RX-Modelle, Pickups bis zum wankelgetriebenen Bus. Ergänzt wird das Museum durch weitere Meilensteine aus dem reichhaltigen Mazdaportfolio wie den Modellen die Mazda in Europa groß gemacht hat: 323, 626, MX-5 – aber auch Exoten, die sogar im mazdaeigenen Werksmuseum nicht zu finden sind. Das Mazda Classic Museum Frey, befindet sich in historischer Kulisse, dem ehemaligen Straßenbahndepot in Augsburg.
Eigentlich wollte ich ja den sensationellen Toyota Cressida DX in diesem Beitrag behandeln, der mir vor einigen Wochen auf dem Parkplatz eines alteingesessenen Kaufhauses in Stainz in der Weststeiermark untergekommen ist. Mir geht immer das Herz auf, sehe ich einen der vergessenen alten Japaner irgendwo im Strassenverkehr! Der oder die Pilot/in ist wohl auch ein Einzelkämpfer, der seinen reifen Japaner aus den frühen 80ern als Dailydriver nutzt und sich fernab der Netzwerke durchschlägt und dieses Kultmobil am Leben erhält.
Unser Ziel als lose Gemeinschaft sollte es sein, die Besitzer dieser Perlen zu bündeln und zu vernetzen. Jeder der auch einen klassischen Japaner bewegt, soll mal rauskommen aus seiner Anonymität und sich mit uns auf einer der genannten Plattformen vernetzen, gemeinsam macht es einfach mehr Spaß, das Hobby der exotischen Oldtimer zu betreiben.
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.