Oldtimermesse Tulln 2019: 50 Jahre Mazda in Österreich

Wer weiß, was sich der Klagenfurter Rolf Knoch erwartete, als er 1969 die Mazda Austria GmbH gründete und einen Importeursvertrag mit dem damals hierzulande noch unbekannten Hersteller aus Japan unterzeichnete? Ganz klar hatte er eine Vision und wollte den Hersteller aus Hiroshima den Alpenländlern näher bringen und eine Alternative zum allgegenwärtigen Käfer aufzeigen. Vom Firmensitz in Klagenfurt aus wurde ab 1. September 1969 mit 50 selbstständigen Händlern begonnen, den Österreichern die Marke Mazda und seine Fahrzeuge mit dem Slogan „Platz da für Mazda!“ schmackhaft zu machen. Neben herkömmlichen Modellen mit Viertakt-Ottomotoren, Mazda 1200 Coupe, Mazda 1000, Mazda 1500, Mazda 1800, Mazda 616, waren bereits die ersten Fahrzeuge mit Wankelmotoren verfügbar: Mazda R100 Coupe und RX-2.

 

 

Mazda bereitete seine weltweite Expansion schon jahrelang vor, besonders die Kontakte nach Europa mit der Lizenznahme von NSU und Felix Wankels Kreiskolbenmotor und die darauffolgende Kooperation, sowie die Errichtung zweier Montagewerke in Südkorea 1962 und Südafrika 1963 ließen das Potenzial der japanischen Marke außerhalb des Heimatmarktes erahnen. 1965 ging man mit Perkins Service N.V. eine weitere Kooperation in Europa ein, deren Ziel die Entwicklung von Dieselmotoren war. Eine erste Logistik Organisation wurde im Hafen von Antwerpen hochgezogen, um von dort den Weitertransport von den Schiffen aus Hiroshima auf Bahn und LKW in die Bestimmungsländer sicherzustellen. Auch im Heimatland war man nicht untätig und errichtete in den Jahren 1965 und 1966 das Testgelände Kiyoshi und das PKW-Werk Ujina – nun war man bereit für ausgedehnte Exportaktivitäten nach Europa.

 

 

Schon nach kurzer Zeit am Markt wussten die Konsumenten in Österreich, dass man bei Mazda ein qualitativ erstklassiges Produkt mit sensationeller Ausstattung zu einem phänomenalen Preis erstehen konnte. Bis zum Jahresende 1969 konnte jeder Händler rund fünf Neufahrzeuge absetzen. Klar war das noch keine Sensationsmeldung aber ein Anfang war damit geschafft. Durch den unermüdlichen Einsatz des Importeurs und seiner engagierten Händler wurden im dritten Verkaufsjahr, bereits 5483 Neuwagen ausgeliefert, was einen Marktanteil von 3 % widerspiegelte. Mazda war am Markt angekommen und ein ernstzunehmender Mitbewerber geworden.

 

 

Dem jähen Steigflug kam die Ölkrise 1973/74 in die Quere und der Importeur dadurch in Schieflage. Trotz 20.000 verkaufter Fahrzeuge hatte die junge Firma noch nicht genug Substanz, um sich selbst aus diesem Dilemma zu befreien. Als Retter sprang die Giro Bank ein, wurde zum neuen Eigentümer und führte den Importeur und sein mittlerweile auf 110 Vertriebsstellen angewachsenes Händlernetz wieder in sichere Gewässer.

Dem Neustart kam eine sukzessive Erneuerung der Modellpalette ab 1977 zu Hilfe, die mit der ersten Generation des Mazda 323 ihren Anfang nahm. Schlag auf Schlag folgten die Modelle 626, 929 und der Wankelsportwagen RX-7, was 1979 erstmals die 10.000er Rekordmarke an verkauften Neuwagen durchbrechen ließ. Die überkomplette Ausstattung, gute Verarbeitung und ein unschlagbares Preis/Leistungsverhältnis ließ viele Käufer deutscher Marken über ihren Schatten springen und zu einem einst verpönten Japaner greifen. Ende der 1970er-Jahre stieg das weltweit agierende japanische Handelshaus Itochu als 50 % Anteilseigner bei der Mazda Austria GmbH ein.

 

 

Die regelmäßig erneuerten Modellgenerationen, Modellpflegen und die Abkehr vom Heckantrieb hin zum “State of the Art“-Frontantrieb bei den Massenmodellen 323 und 626, verbunden mit der viel gepriesenen Qualität, Ausstattung und dem Kampfpreis, ließen in den 1980ern die Verkaufsrekorde beinahe jährlich steigen. Neben den Cashcows 323 und 626, wurden aber auch Nischen besetzt wie mit der Neuauflage des RX-7 – auch mit Turbomotor und bis zu 200PS und neuen Ausführungen des 929, die beide am Heckantrieb festhielten. Gewitzte Werbemaßnahmen bei der Einführung von neuen Modellen und Sondermodellen (u. a. Mazda 323 Popeye, Mazda Baby) und der neue Slogan „Ein Mazda müsste man sein!“ sorgten ebenfalls für erhöhte Aufmerksamkeit und einen höheren Bekanntheitsgrad der Marke. Ende des Jahrzehnts kam es zur Gründung der Tochterfirmen „Mazda Austria Leasing GmbH“ und „Mazda Bank Austria AG“.

 

 

Die 1990er Jahre begannen gleich mit einem Big Bang, der Neueinführung des MX-5 Roadsters! Erstmals wurden für ein japanisches Fahrzeug für Verkaufsverträge mehr bezahlt als den regulären Neupreis, da in den ersten Jahren eindeutig mehr Nachfrage als Angebot bestand. Die Neuerschaffung des kleinen, leistbaren Roadsters mit den richtigen Zutaten – Frontmotor, Heckantrieb, schlank und haltbar – kann sich Mazda an seine Fahnen heften, die selbst nicht mit diesem durchschlagenden Erfolg des knackigen sportlichen offenen Zweisitzers gerechnet hätten.

 

 

„Stellen Sie sich einen Lotus Elan vor, der kein Öl verliert und selbst bei Regen anspringt“ (MX-5 Initiator Bob Hall)

 

 

Weitere sportliche Modelle folgten dem MX-5 mit den Coupés MX-3 und MX-6, die beide auch mit V6-Motoren erhältlich waren. Ebenfalls versuchte man im Luxussegment Fuß zu fassen, mit der eigens gegründeten Divison Xedos, die mit den Modellen Xedos 6 und Xedos 9 am Markt vertreten waren. Auch wurde in den 90ern weit über den Tellerrand hinausgeblickt und Mazda Austria wurde damit betraut, in den Staaten des ehemaligen Ostblocks Tochtergesellschaften zu gründen und die Vertriebsstruktur aufzubauen. Die ersten Staaten waren Slowenien und Ungarn, gefolgt von Kroatien. Im Laufe der Jahre übernahm Mazda Austria auch die Marktverantwortung für Bulgarien, Rumänien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Albanien, Moldawien und Mazedonien und versorgt diese Märkte mit Autos und Ersatzteilen. Mazda Austria ist aktuell zu 75% im Besitz der Mazda Motor Cooperation und zu 25 % in Händen der Mazda Motor Logistics Europe NV.

 

 

 

Mazda ist sich seiner Geschichte in Österreich bewusst und war somit auch bereit, sich den Liebhabern seiner klassischen Modelle, auf Österreichs größter Oldtimer Messe zu präsentieren. So wurde schon viele Monate im Voraus der Messeauftritt geplant, alles unter Federführung von Rupert Mandl. Rupert Mandl führt selbst das Autohaus Schweinberger in Zistersdorf im niederösterreichischen Weinviertel und ist die Koryphäe, wenn es um klassische Mazdas in Österreich geht. Er koordinierte auch die wundervollen Schaustücke auf dem Messestand, der ganz unter dem Motto „Sportliche Mazdas“ stand und insgesamt 6 Fahrzeuge aus den Baujahren 1969 bis 1991 aufbot.

 

 

Als ältestes Fahrzeug am Stand, das wundervoll durch die große 50 Jahre Modellzeittafel im Hintergrund umrahmt wurde, war der einzige in Österreich bekannte Mazda Cosmo Sport 110 S. Wenn man bei anderen Marken beim Anblick von Porsche 959, Mercedes 300 SL Flügeltürer oder Ferrari 250 GTO sich unkontrollierter Speichelfluss und feuchte Hände einstellen, dann ist das bei Mazda-Enthusiasten beim Cosmo Sport. Der erste Serien-PKW mit Zweischeiben-Wankelmotor, war nur für den Heimatmarkt bestimmt, produziert in zwei kleinen Serien mit insgesamt 1519 Exemplaren.

Ein Exemplar fand auf Wunsch des Importeurs Rolf Knoch als Werbeträger nach Österreich. Es verschwand aber nachdem es seinen Zweck erfüllt hatte, mit einem kleinen Blechschaden später in einer finsteren Garage am Firmensitz in Kärnten mit nur 12.000 km auf dem Kilometerzähler. Dort entdeckte ihn 1973 ein Händler der ersten Stunde, Franz Marko aus Leibnitz, es war wohl Liebe auf den ersten Blick in die Scheinwerfer. Rolf Knoch wollte den Cosmo Sport eigentlich nicht verkaufen, rechnete aber nicht mit der Hartnäckigkeit eines steirischen Sturschädels.

Ein weiterer Interessent war der Schweizer Rennfahrer Clay Regazzoni, lange Zeit im Sold von Ferrari in der Formel 1 gemeinsam mit Niki Lauda tätig. Knoch gab dann doch irgendwann klein bei und ließ das weiße Coupe um die vereinbarten S 70.000 (Euro 5087) ziehen, um das Geld bekam man damals auch einen neuen Mittelklassewagen. Marko setzte den Blechschaden instand und auf ein psychedelisches grünes Lackkleid, das perfekt in die frühen Siebziger passte. Seitdem wurde der Cosmo mehr geschont und gepflegt als gefahren, ganze 17.000 Kilometer sind seitdem dazu gekommen, darunter Teilnahmen bei der Ennstal Classic.

 

 

Die Siebziger wurden von den Modellen 1300 Coupe (1973) und einem RX-5 Coupe (1977) repräsentiert. Das 1300 Coupe, eine Leihgabe von Rupert Mandl, wurde soeben hochwertigst mit immensem, Aufwand restauriert und stammt aus dem Vorbesitz des Präsidenten des Hadi Mazda Clubs, Patrick Sleutjes aus den Niederlanden. Ursprünglich wurde das Coupe als Teilespender für einen R100 angeschafft, der Wankelvariante des Coupés auf Mazda 1000/1200/1300 Basis, das eine gedrosselte Variante des Cosmo-Motors mit 100 PS befeuert. Mehr zum 1300 Coupe: Klick

 

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Ebenfalls kein alltäglicher Anblick im damaligen Straßenverkehr war der Mazda RX-5. Heute muss man gut erhaltene Exemplare davon wie eine Nadel im Heuhaufen suchen. Die sehr amerikanisch angehauchte Linienführung macht klar, für welchen Markt dieses Coupe mit Wankelmotor vorwiegend vorgesehen war. Eine üppige plüschige Innenausstattung, farblich an die Außenfarbe angepasst, brachte noch mehr US-Flair auch in das Wageninnere. Als besonderes Merkmal kann man das versenkbare schmale Operawindow in der B-Säule hervorheben. Leihgeber des RX-5 war das Autohaus Huber aus Kolbnitz im Mölltal.

 

 

Wer Mazda sagt, muss natürlich auch RX-7 sagen! Rupert Mandl hat aus seiner Sammlung einen RX-7 FB mitgebracht, einen modellgepflegten RX-7 der ersten Serie mit den bereits in der Karosserie integrierten Stoßfängern, Zweifarben-Lackierung, geändertem Innenraum, den großen Heckleuchten und der von 105 auf 115PS gesteigerten Motorleistung.

 

 

Ein typisches Kind der 1980er ist auch der von Christian Wegleitner ausgestellte Mazda 929 Coupe: Klappscheinwerfer, elektronisch verstellbare Stoßdämpfer, futuristisches Mäusekino-Layout der Armaturen, spacige Satellitenbedienelemente, elektrische Fensterheber, Außenspiegel und Schiebedach, höchst komfortable multifunktional verstellbare Sitze. Für Mitte der 80er Jahre war das eine Ausstattung, die man beim deutschen Mitbewerber teuer extra bezahlen musste. Der Exotenstatus verhinderte leider größeren Erfolg am Markt, gerade 400 Exemplare wurden in Österreich vom 929 HB2 Coupe an den Mann und die Frau gebracht.

 

 

 

Den Mazda MX-5 braucht man eigentlich nicht groß vorstellen, ist er doch seit 30 Jahren Lieb-Kind aller Roadster Fahrer und somit selbst ein Jubilar. Einfach gestrickt, klein, leicht, ausreichend motorisiert, Motor vorne, Antrieb hinten – pures, analoges, ehrliches Autofahren ohne Schnickschnack mit garantierter Fahrspaßgarantie seit 1989. Markus Pink hat seinen 1990er MX-5 NA auf den Stand gestellt, unverbastelt, ohne Ausstattung, Kurbelfenstern, mit dem Dreispeichen-Lenkrad, 14’ Daisyfelgen im Minilitedesign. Pur wie er in Hiroshima vom Band lief.

 

 

Ich durfte am ersten Messetag den Stand mitbetreuen und war einerseits höchst begeistert, einige der Mitwirkenden Herren endlich auch persönlich kennenzulernen, andererseits gespannt, welche Reaktionen die ausgestellten Exponate bei den Besuchern auslösen würden. Die Reaktionen waren durchwegs höchst positiv, von den üblichen „Den hat der Opa/Papa/Onkel/Nachbar/Lehrer auch gehabt“ -Nostalgikern, die man auch regelmäßig erlebt, wenn man seinen alten Mazda bewegt, bis zu Schlaumeiern die einfach ihren Senf dazu geben wollten bevor sie platzten, war ein buntes Spektrum an interessierten Messebesuchern geboten.

 

 

Einige besondere Gespräche ergaben sich natürlich auch: Ein ehemaliger Wiener Mazda-Verkäufer aus den frühen Tagen der Marke gab ein paar Anekdoten zum Besten: Unter den neuen Händlern waren wohl auch einige, die dem Britisch Elend Konzern entkommen waren und mit der plötzlichen Haltbarkeit und Zuverlässigkeit der vertriebenen Fahrzeuge überfordert waren, da plötzlich die Werkstätten nicht mehr ausgelastet waren. Ehemalige Mechaniker waren von den frühen Wankelmotoren doch nicht so überzeugt im Rückblick, da soll es heftige Schwankungen bei der Langlebigkeit der Motoren gegeben haben… Als Mazda- und Nipponklassikerfan gab sich auch der ehemalige Vizekanzler und Justizminister Dr. Wolfgang Brandstetter zu erkennen, der u. a. auch zwei klassische Mazdas in seiner Sammlung beherbergt.

 

 

 

Absoluter Blickfang und das Fahrzeug das am meisten Fragen aufwarf und meist fotografiert war, war natürlich der Cosmo Sport 110S,- Gut wenn man dann Daten und Fakten im Kopf hatte und sie dutzende Male den Fan Boys gerne erzählt. Das 12A Wankelmotor-Schauobjekt sorgte ebenfalls für zahlreiche offenstehende Münder und interessante Diskussionen.

 

 

Ein herzliches Danke für die Mühen und Kosten, die Mazda Austria nicht gescheut hat, um uns Mazda Fanatikern eine Bühne zu bieten, um sie mit klassischen Mazdas zu bespielen. Danke an Jo Deimel von Mazda Austria, der voll und ganz hinter dem Projekt “Tulln 2019“ stand, danke an Rupert Mandl, der die Organisation übernahm, zwei Fahrzeuge stellte und auch für das Lebenselixier Kaffee sorgte. Danke auch an die Leihgeber Christian Wegleitner, Markus Pink, Franz und Ferry Marko, Michael und Niki Huber vom Autohaus Huber.

 

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Messe Teil 1/3 – Messerundgang

Messe Teil 2/3 – Besucherparkplatz

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