Pension Waldesruh
Von Pilzen und Pucherl
Der erste Urlaubstag fällt zusammen mit dem Einzug einer Kaltfront in unseren Breiten. Ideal um nach dem abklingen des heftigen Regengusses sich in die sichere Komfortzone des alten Elches zurückzuziehen, die Autobahn zu entern und in Richtung Norden zu gleiten. Weit weg vom Alltag, weg vom Trubel der Stadt, raus aufs Land auf die Alm entfliehe ich der Grazer Feinstaubglocke.
Dorthin wo die Luft klar und kühl ist, wo die Bäume sich im Wind wiegen und man fern dem Wirbel der Stadt mal abschalten kann. Ein paar Stunden entspannt durch den Forst schreiten, Hügel rauf und Hügel runter – bewaffnet mit Taschenmesser und Stoffsackerl, auf der hoffnungsvollen Suche nach den Früchten, die der Wald uns anzubieten hat.
Natürlich wie bei fast allen meinen Unternehmungen, sind immer auch die Klassiker im Hinterkopf vertreten. Man könnte doch, wenn man schon in der Gegend ist, auch mal nach dem Waldfund sehen, über den ich vor 6 Jahren bei der selben Tätigkeit zufällig gestolpert bin.
Sehen ob er noch dort am Baum lehnt, oder ob ihn gar militante Naturschützer entfernt haben. Nach einer kurzen Wanderung komme ich zu dem Hügel, hinter dem er sich bisher immer verborgen hat. Und oh Schreck, er ist nicht mehr dort wo ich ihn verortet habe! Kann das sein, oder schwindet mein an sich gut ausgeprägter Orientierungssinn? Vielleicht doch noch ein paar Meter zurück und diese Kuppe hinauf?
Da ist er ja! Lehnt wie gehabt an seinem Stammbaum und grinst mich frech aus seinen leeren Scheinwerferhöhlen an. Besser ist sein Zustand nicht geworden, aber auch nicht wesentlich schlechter seit meinem letzten Besuch vor 2 Jahren. Klar der Rost knabbert rundum an seiner Hülle, die Tannennadeln füllen den Innenraum dieser Immobilie immer mehr auf und auch die leeren Flaschen, die wohl von einer Puch-Party stammen sind noch vorhanden.
Den Aufwand diesen ehemaligen geliebten Kleinwagen abzutransportieren, tut sich keiner an. Wozu auch, den eine wirkliche Umweltgefahr geht von diesem Wrack ja nicht mehr aus, da können keine Betriebsmittel mehr austreten. Vom Pucherl ist nur mehr die Hülle vorhanden, sämtliche beweglichen Teile inkl. Achsen, Motor und Getriebe wurden schon entfernt. Entweder vor der Verbringung in den Wald vor Jahrzehnten, oder nach und nach durch Leichenfledderer direkt vor Ort. Das weiß man nicht so genau, muss man jetzt auch nicht mehr wissen und ändert nichts an der Situation.
So mache ich mich nach der üblichen Runde um das Pucherl und einigen Erinnerungsfotos wieder auf in den Forst und hoffe auf reichliche Schwammerlbeute. Machs gut alter Freund! Ich komme sicher wieder mal vorbei, wenn mich die Sehnsucht nach Einsamkeit, Natur und frischer Bergluft überkommt und dann werde ich mich von deinem Wohlbefinden und Zustand persönlich überzeugen.
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.