Räumkommando Garage
Irgendwann im Frühjahr 2010 wurde mir eine Garage kurz vor der südlichen Toren der steirischen Hauptstadt angeboten. Der Vormieter wollte dort sein W123 Coupe einstellen, bekam aber angesichts der Größe des Coupes oder der Beengtheit der in den 60er Jahren errichteten Garage das Tor nicht ganz zu – es kommt doch ab und an auf die Größe an. Nachdem ich nur ein Dickschiff mein Eigen nannte, für den die diese nicht Garage in Frage kam da er als Dailydriver genutzt wurde, die damalige Wohnung nicht weit davon entfernt war und auch die monatliche Schutzgeldforderung äußerst moderat ausfiel, schlug ich gerne zu. Das würde die Garage für die Wochenendautos werden, sprich die Erbse und den MX-5. Die passten gerade so hinein und auch ein wenig Stauraum blieb noch für Ersatzteile und was sich so ansammelt rund um das Altautohobby.
Wie das so ist, die Garage in dem leerstehenden Haus bzw. angrenzendem Wirtschaftsgebäude, wurde ausgiebig genutzt, ein Auto raus, das andere dafür rein. Dekomaterial wurde an die Wand gehängt und man konnte ideal aus und einsteigen.
Hat man das eine oder andere Auto im Fuhrpark, das nicht ganz der Oldtimernorm entspricht hat man meist ein Ersatzteilproblem. Beim freundlichen Händler bekommt man mitleidige Blicke auf sein Begehren nach Teilen. Da muss man selbst aktiv werden und anfangen alles was angeboten wird zu horten. So sammelt sich im laufe der Jahre so einiges an: Dort ein Kotflügel, da ein Karton mit Kleinteilen, dort eine Stoßstange, da mehrere Schachteln mit NOS Mazdateilen. Dann siedelt man noch in eine andere Wohnung, die zwar geräumiger ist, aber weniger Kellerfläche hat und schwuppdiwupp ist die Garage voll. Das war dann der Moment, wo man A) ein Platzproblem hat und B) noch eine Garage anmietet.
Jahrelang quält man sich dann mit Müh und Not ins Auto rein, oder schiebt es gleich von Hand aus der Garagenhölle raus um überhaupt ans Steuer zu gelangen. Weil das noch nicht genug war, wurde auch der Platz direkt vor der Garage frech okkupiert und schon mal ein Satz Reifen oder ein weiteres Stehzeug dort abgestellt.
Dann kam im heurigen Frühjahr die Ankündigung, das angedacht wird das Haus zu vermieten oder verkaufen und die Garagen bzw. Lagerflächen höchstwahrscheinlich baldigst zu räumen sind. In diesem Moment weißt du eines genau: Du bist am Arsch! Aber richtig. Wohin mit dem ganzen Kram?
Da braucht es einen Plan B! Der und dafür bin ich in erster Linie Anja, der Besten aller Beifahrerinnen dankbar. Die hat mir eine Ecke im Wochenendhaus als temporären Lagerort für mein Krimskrams genehmigt. Und da war dann doch einiges zu bergen, sagenhaft was in eine vermeintlich kleine Garage alles reinpasst, wenn man es gut in Kisten verstaut und stapelt! Fachmagazine, Ersatzteile, meine nicht gerade kleine Sammlung an Ferrarimodellautos, ausgemusterte CDs, Abschleppseile, ausrangierte Ölfässer, Zierkappen, Dachgepäckträger, Kühlergrille, Heckleuchten ein paar Sätze Reifen nebst Felgen, Dekozeugs usw. Spätestens in den Momenten überdenkt man die Sinnhaftigkeit des Sammelns und Hortens. Gut das das nie lange anhält und der Wahnsinn sich wieder durchsetzt!
Da waren dann schon einige Fahrten notwendig um klar Schiff in der Garage zu machen und die Lagerstatt den waren Herrschern zurück zu geben: Den Spinnen! Der größte Brocken war dann der MX-5, der kurzfristig ein lauschiges Plätzchen in Claus Halle bekommen hat und dort seiner Wiederauferweckung entgegen dämmert.
Knapp vor der Deadline konnte ich dann die Garage besenrein zurückgeben, der Garagennachbar war da noch nicht so weit….
Wie geht es dir mit dem Sammler- und Jäger Instinkt? Kannst du einen kühlen Kopf bewahren und das anhäufen unterdrücken oder vermeiden? Geht das und wenn ja, macht das Sinn?
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.