Rot wie die Sünde: Toyota Celica Liftback
Ein Kundentermin wie so viele in der Weststeiermark an diesem Donnerstag. Wie immer scanne ich schon beim zufahren automatisch den Parkplatz nach potentiellen Klassikern, die “erlegt“ werden wollen. Leider heute und hier negativ, nur die übliche fade Silber bis schwarze Leasingflotte an Jungwagen, vereinzelt durch ältere Gebrauchtwagen durchzogen. Nichts was einem das Herz schneller schlagen lässt und den Puls erhöht.
Also absolviere ich diesen Kundenbesuch routiniert und mache mich wieder auf den Weg zum Firmenmobil, in Gedanken schon beim nächsten Kunden zwei Ortschaften weiter. Doch da im Augenwinkel, blitzt was rotes auf. Da hat doch jemand Mut zur Farbe und pfeift auf den tollen Wiederverkaufs oder Eintauschwert eines Leasinggrauen Pampersbomber.
Da steht doch glatt ein Audi Coupe, rot wie sündiger Lippenstift einer sinnlichen Frau, mit weißen Felgen und großem Audi Sport Schriftzug auf seinen Flanken. Ein wenig tiefer gelegt und pornöser roter Innenausstattung, möglicherweise noch mit dem feinen Fünfzylindermotor, der so betörend klingt und Enthusiasten zu wahren Lobeshymnen anstachelt. Also flink das Smartphone aus dem Auto geholt und einen der üblichen Schnappschüsse gemacht, das gibt wieder perfektes Futter für den Alltagsklassiker Facebookkanal, eine weitere feine Sichtung für das Audi Album. Abgehakt.
Am Weg zurück zum ebenfalls roten Firmentransporter, blendet im Gegenlicht etwas verchromtes, das an etwas rotem dranhängt. Dieses rot kenne ich woher. Ein rot, das einem nicht sofort ins Auge sticht, wie das helle rot des Audi Coupes (möglicherweise flashrot), sondern erst auf den zweiten Blick zu faszinieren vermag. Farbcode 336 bezeichnet dieses rot, das auf diesem Toyota Celica Fastback der zweiten Modellgeneration aufgebracht ist. Ein rot wie es auch ursprünglich unseren Rennwagen des Alltagsklassiker Racing Team zierte, bevor er schlumpfblau von Hand gestrichen wurde.
Ein Blick in das Archiv zeigt, das mir bisher noch keine Celica der zweiten Generation in freier Wildbahn untergekommen ist, außer den beiden bekannten zweitürigen Coupes von Bene und des erwähnten Renngerätes. Also ein Liftback, das eine große Heckklappe aufweist und ihn somit zum Dreitürer stempelt. Prächtig, das immer wieder solche japanischen Exoten auftauchen, die erfahrungsgemäß nicht nur mein Herz erfreuen. Ich werde hier keine technischen Daten des Toyota Celica XT 2000 Fastback runter rattern, da gibt es kompetentere Herrschaften wie Alex Hajek der die Webseite Toyota Oldies betreibt, die tiefer drinnen sind in der klassischen Toyotamaterie und ihr Wissen gerne weitergeben.
Dieses Coupe ist mit dem 2 Liter Motor gut ausgestattet und verhilft dem Hecktriebler wohl zu angemessenen Fahrleistungen, das Plus an Mehrleistung, das unserem im rennmodus bewegten Stufenheckcoupe auch gut gestanden hätte. Das ist so ein Moment, wo man sich spontan in ein Auto verliebt und es vom Fleck weg kaufen, liebhaben und es heim in seine neue Garage bringen möchte.
Aber wie das mit so unerfüllten Träumen und automobilen Liebschaften so ist: Man(n) kann nicht alles heim schleppen was man begehrt und dessen Blechhülle man sexy findet. Diese Doppelscheinwerfer, diese Rückspiegel, die matte Edelstahlblende auf der B-Säule! Manchmal muss es auch unerfüllte Träume geben, an die man gerne zurückdenkt und die einen schmachten lassen…
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.