Schwarzblechfahrer: Der rote Volkswagen 1300
Seit mehr als 33 Jahren werden die schwarzen Kennzeichen in Österreich nicht mehr ausgegeben. Mit Stichtag 31.12.1989 waren die schwarzen Taferl eigentlich Geschichte. Ab dem 01.01.1990 wurden die weißen Taferl bei Neuzulassungen im gesamten Bundesgebiet ausgegeben. Mehr Sicherheit durch reflektierende Tafeln und bessere Lesbarkeit sollten das Unfallrisiko vermindern.
Fahrzeuge mit den alten schwarzen Taferl konnten weiterhin am Straßenverkehr teilnehmen, es gab keine Pflicht, die seit dem Jahr 1947 ausgegebenen Schwarzbleche zu retournieren. Nur bei einer Ummeldung oder Abmeldung bzw. Neuzulassung gingen die alten Schwarzen unwiederbringlich verloren.
Bestandszahlen der Statistik Austria 2020
Regelmäßig werden neue Bestandszahlen der Statistik Austria veröffentlicht, die die verbliebenen Schwarzblechfahrer auflistet. Die letzte Statistik aus dem Jahr 2020 weist noch mehr als 165.000 Fahrzeuge aus, die für den Verkehr auf heimischen Straßen zugelassen sind. Eine stattliche Zahl angesichts der langen Zeit. Greift am aber auf die vorletzte Erhebung zurück, sieht man seit 2014 einen erheblichen Rückgang von knapp 220.000 Exemplaren auf die 2020 erhobenen 165.000 Stück der Retro-Kennzeichen.
Geht man in der Statistik in die Tiefe, findet man die Auflistung nach Bundesländern:
Niederösterreich 49.287
Oberösterreich 33.161
Steiermark 30.178
Kärnten 11.910
Wien 9.674
Tirol 9.433
Salzburg 6.883
Vorarlberg 5.355
Burgenland keine Daten
Die Top 3 der schwarzen Taferl in den Bezirken nach Bundesländern:
Burgenland
BH Neusiedl am See: 2.451
BH Eisenstadt-Umgebung: 1.558
BH Oberwart: 1.548
Kärnten
BH Spittal an der Drau: 2.946
LPD Kärnten/Klagenfurt: 1.324
BH Völkermarkt: 1.232
Niederösterreich
BH Mistelbach: 4.860
BH Amstetten: 4.122
BH Gänserndorf: 3.875
Oberösterreich
BH Braunau am Inn: 3.163
BH Vöcklabruck: 3.092
BH Grieskirchen: 2.788
Salzburg
BH Salzburg-Umgebung: 2.501
BH Sankt Johann im Pongau: 1.273
BH Zell am See: 936
Steiermark
BH Südoststeiermark: 5.268
BH Hartberg-Fürstenfeld: 3.091
BH Deutschlandsberg: 3.022
Tirol
LPD Tirol/Innsbruck: 1.966
BH Kufstein: 1.605
BH Innsbruck: 1.472
Vorarlberg
BH Bregenz: 2.307
BH Feldkirch: 1.331
BH Bludenz: 944
Quelle: VVO
So schnell sterben die Schwarzblechfahrer also noch nicht aus und wir dürfen uns auf viele weitere Sichtungen hier im Blog und auf Facebook freuen. Aber nicht nur Alltagsklassiker bedient die Freunde des schwarzen Blechs mit regelmäßigen Sichtungen, auch auf Facebook und Instagram gibt es eine umtriebige Community, die diese alten österreichischen Kennzeichen hochleben lässt.
Ein alter Bekannter: Volkswagen 1300
Zu guter Letzt darf natürlich auch meine letzte Schwarzblechsichtung nicht fehlen: Ein Volkswagen 1300, der mir im Hochsommer vor einem Supermarkt in St. Anna am Aigen in der südoststeirischen Provinz untergekommen ist. Genau jener Käfer, der mir schon an einem nebelig kühlen Herbsttag 2018 noch südlicher am Grenzort Bad Radkersburg vor die Linse sprang. Ein wahrer Alltagsklassiker, der bei jeder Witterung hinaus muss! Ob 35 °C oder Minusgrade, der Käfer läuft und läuft und läuft.
Es handelt sich um kein Taschentuch gepflegtes Exemplar, sondern er trägt die Schrammen und Spuren der Jahre mit Stolz und Würde. So ein Fahrzeug hat auch deutlich mehr Charme als ein besser-als-neu-restaurierter Klassiker, der nur sonntags auf die Straße darf, wenn kein Wölkchen den Himmel trübt. Leider konnte ich den Piloten dieses ehrlichen Oldtimers nicht ausmachen, es wäre interessant gewesen, die Lebensgeschichte des Käfers zu erfahren. So bleibt ihm nur gute Fahrt zu wünschen und eine weiterhin so pflegende und wertschätzende Hand.
Mehr Schwarzblechfahrer findest du in der gleichnamigen Rubrik hier im Blog.
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.
Ganz grosses Kino – richtig formuliert : er trägt seine Wunden mit Würde !
Mglw. hat er nicht sooo viel Salz gesehen
Toll !
Das hat auch oft mehr Charme als ein tiptop restaurierter Oldie, dem damit die Seele genommen wurde.