Virtuelles Alltagsklassiker Saturday Night Cruising 2020: Teil 12

Viele Klassikertreffen, Teilemärkte, Ausfahrten und Messenwerden abgesagt oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, das liegt uns eingefleischten Petrolheads richtig schwer im Magen. Auch die Alltagsklassiker Saturday Night Cruising im Grazer Citypark fallen im April, Mai und wohl noch längere Zeit, den strengen Massnahmen der österreichischen Bundesregierung zur Coronakrise zum Opfer.

Deswegen machen wir einfach das Beste daraus und treffen uns einfach virtuell hier im Blog! Einfach mal zurücklehnen und den Teil 12 des virtuellen Alltagsklassiker Saturday Night Cruising genießen. Zu jedem Fahrzeug gibt es eine interessante Geschichte, die Besitzer und Fahrzeug mit einander verbinden.

Gibt es Fragen zu den gezeigten Fahrzeugen, dann nutze bitte Kommentarfunktion unter dem Beitrag. Aufgrund der teils doch recht umfangreichen Texte der virtuellen Treffenteilnehmer, werde ich die jeweiligen Beiträge auf fünf Teilnehmer begrenzen. Sobald wieder fünf neue eingegangen sind, kommt der nächste Blogbeitrag.

Nachdem das Veranstaltungsverbot wohl noch für längere zeit aufrecht ist, ist es wichtig das auch Du Teil des virtuellen Saturday Night Cruising bist! Sende mir ein Mail an snc@alltagsklassiker.at mit Bild(ern) und Text und du bist bei einem der nächsten virtuellen Treffen mit dabei.

#alltagsklassikerathome

 


 

Martin U.
„Im Sommer 2005 war ich auf der Suche nach einem Hauptfahrzeug mit Stil. Der Kreis potentieller Kandidaten war nicht groß. So wurde es ein Mercedes 230 E Bj. 1992 aus der Baureihe W124.

 

 

Erstbesitzer war ein Grazer Gemeinderat, der nicht aufs Geld schauen musste. Den Grundpreis von 450.000,- öS schraubte er mit ein paar Optionen auf ca. 600.000,- öS. Klimaanlage, Automatik, Schiebedach, Airbag usw. waren sündteure Extras. Ich bekam den damals 13 jährigen Gebrauchtwagen mit nur 64.000 km am Tacho um 6.500 EUR. Zeitgleich erstand mein Kollege einen nagelneuen Dacia um dasselbe Geld.

 

 

Der 230er war und ist in fantastischem Zustand und nie im Winter bewegt worden. Aus diesem Grund wurde er schließlich doch nicht als Alltagsfahrzeug genutzt, sondern nur im Sommer für Langstrecken. Mit Wohnwagen, Familie und von Rom bis Stockholm. Km Stand derzeit 140.000, den Wohnwagen zieht inzwischen der BMW E 39. So kommen momentan Jahr für Jahr 500-1000 km dazu. Der 230er ist möglicherweise etwas mehr wert als zum Kaufzeitpunkt, der Dacia vom Kollegen schon längst verschwunden.“

 

 


 

Volvo-Micky
„..und dann war da noch „Elwood Moose“, der eigentlich nur einen Winter lang Spass machen sollte und dann doch 4 Jahre blieb. Es war ursprünglich eine reine Vernunftsentscheidung, zum handgeschalteten Turbohecktriebler zu greifen, wenn man eine kurvige Landstrasse am Weg zur Arbeit hat und ein Winterauto braucht… 😉
Ebenso vernünftig war, den billigsten 945turbo am Markt gleich blind am Telefon zu kaufen, schliesslich hatte er ja nur 300.000km und ein neues Pickerl, was soll schon schiefgehen….

 

 

Jedenfalls ist in den ersten beiden Wochen schon ein 4-stelliger Betrag nur in die Technik gelaufen, nur um überhaupt über den Winter zu kommen, so erledigt war das Ding, die Optik war absolut unrettbar. Das Auto hat zumindest einmal recht heftig vorn eingeschlagen und ist mit Teilen vom Schrott repariert worden, war einmal in horrender Qualität ganzlackiert worden, hatte trotzdem 2 Farben und Kratzer auf Haube und Dach bis zur Grundierung, die so eigentlich nur von einer Schneeschaufel kommen können und die linke Seitenwand hab ich gleich höchstpersönlich auch noch verbogen, weil man´s ja immer übertreiben muss mit der… Vernunft.
Der „back from valhalla“ Schriftzug war also nicht grundlos vorn drauf, das Ding war mit 3 Rädern schon drüben wie ich ihn bekommen hab, der hat den Met an Odins Tafel schon gerochen.

 

 

Hässlich war er nun also schon, das Fahrwerk auch bald tiefer und zum Ausgleich der Ladedruck ein wenig höher geschraubt, irgendwo stand noch Rostlack herum und die unten rostigen Türen muss man nach der Reparatur auch nicht lackieren, wenn man Holzfolie hat.
Die Radkappen vom frühen 2er passen dank VOLVOs Gleichteilepolitik auch auf ein 20 Jahre jüngeres Auto, im Fundus des Freundeskreises fanden sich noch ein Halbschalensitz, ein super seltener Heckflügel, ein paar Spurplatten, die Innenausstattung vom 6Zylinder u.s.w.

 

 

Somit ist im Laufe der ersten paar Monate ein Auto entstanden, daß ich im Frühjahr unmöglich schlachten wollte ( der urspr. Plan war, nur den turbomotor zu „retten“ für ein anders Auto), also ist er gleich einmal ordentlich durchgeschraubt worden, hat u.A. einen neuen Lader und ein komplett neues FW/ Bremsen, etc. bekommen und war 120.000 km lang mein Alltagsauto- hat in der Zéit einmal eine Lima gebraucht- sonst nix 🙂.
Ich hab ihn im Endeffekt gegen einen 2er Kombi getauscht, das Auto fährt immer noch, sieht aber inzwischen ganz anders aus und bekommt weiterhin upgrades spendiert- er ist also in guten Händen gelandet. Walhalla muss noch immer warten.“

Mickys „Elke“ findest Du in Teil 3.

 


 

Martin R.
„Snövit war eine Notlösung: im Frühjahr 2008 machten die Unfugzonen machten meinen kompletten Fuhrpark über Nacht nutz- und wertlos. Es mußte also schnellstens ein katalysierter Benziner her, vorzugsweise ein alter Saab, Benz oder BMW, da ich mich mit denen leidlich auskannte. Ledersitze und Tempomat waren als Vielfahrer ebenfalls Voraussetzung. Das erste und nächste Auto, das im Raster hängenblieb, war Snövit: ein 1985er Saab 900 turbo 16 mit 302.000km auf der Uhr, dezent abgerockt, mit verdächtiger Technik, aber spottbillig.

 

 


Snövit – also Schneewittchen auf Schwedisch – heißt der Wagen, weil das den Zustand so treffend beschrieb: blaß, schön, scheintot. Dieser „gerade richtige Grad an Abgerocktheit“ war es auch, der das Auto für eine storytreibende Nebenrolle in einem Film qualifizierte.

 


Beim Kauf war die Blechsubstanz entgegen des optischen Eindrucks sehr gut, die Technik brauchte aber etwas Zuneigung. Mittlerweile ist die Technik top, dafür entspricht die Blechsubstanz mittlerweile dem Ersteindruck (die Fußböden werden alle zwei Jahre getauscht) und die Kabelbäume lösen sich auf.

 

 


Eigentlich war der Plan, den Wagen unrestauriert bis zur Million zu fahren; das wird sich wohl leider nicht mehr so umsetzen lassen, obwohl der Kilometerzähler mittlerweile nur noch einen Katzensprung von 680.000km entfernt ist.“

 

 

Mehr von Snövit und dem Leben mit alten Autos findest Du auf Martins Blog Schneewittchensaab.

 


 

Robert K.
„Hallo Leute!

Ich bin Robert aus Graz und das Saturday Night Cruising ist für mich jedesmal ein Termin der Freude und Gemütlichkeit… Gleichgesinnte, tolle Fahrzeuge in einer romantischen Atmosphäre und nachher noch ein bisserl Kulinarik genießen! Wie sehr freuen wir uns auf ein Wiedersehen in Echt. Schön wäre es wenn ich auch hier mitdabei sein darf.

 

 

Vielleicht kennt ihr meine zwei Mercedes-Benz W123 ja schon?! Der heliosgelbe 250er 6 Zylinder mit den kultigen Ochsenaugen und sogar Klimaanlage ab Werk…welche damals nach dem Autotelefon eines der teuersten Extras in Deutschland und Österreich war. Besonders begeistert bin ich vom kernigen Sound des Motors und dem komfortablen Fahrverhalten via Automatikgetriebe.

 

 

Beim Hundespaziergang in der Grazer Pomisgasse im Jahre 2012 begegnete ich dem vorbeifahrenden Vorbesitzer und war sofort verliebt als ich diese Schönheit sah (ich spreche vom Auto) und da klebte doch wirklich ein „zu Verkaufen“ Zettel an der Seitenscheibe. Familien Erstbesitz mit nur 97. 000 Kilometer und der angegebene Preis war auch interessant.

 

 

Da wusste ich – dem Hund sei Dank – eine schicksalshafte Begegnung und ein paar Tage später war ich Besitzer meines 2. Mercedes W123… noch dazu ein wunderschön erhaltenes, luxuriös ausgestattetes Modell, dessen Erstbesitzer – eine wohlhabende Geschäftsfrau – im Dezember 1979 bei Mercedes Wittwar in Graz die Neuzulassung vornahm. Schon vor 40 Jahren war der Solex 4a1 Doppelregistervergaser als Werkstattschreck und Schluckspecht bekannt….aber Sound, Kraft und Schub zaubern beim Kickdown ein für alles entschädigendes Grinsen ins Gesicht.

 

rrem

 

Ein Jahr zuvor kaufte ich mir meinen ersten W123: den 1982er 200er in der Sonderlackierung Eibengrün und nahezu rostfreier Substanz. Ein bis heute problemloser, zuverlässiger Begleiter und sogar mit original 1982er Radio inkl. Rechnung und Strafzetteln aus den frühen 80er Jahren aus München wo er die ersten Jahre verbrachte. Via Einzelgenehmigung kam er dann in der Jahrtausendwende nach Österreich.

 

 

Ich genieße es sehr wenn mich die Leute auf der Straße positiv auf das Fahrzeug ansprechen und noch schöner als die oben genannte Klimaanlage ist das serienmäßige Stahlschiebedach bei diesem Modell, das sonnige, luftige Zeitreisen überhaupt erst möglich macht. Die vergleichsweise weite Reise nach Weitra an der tschechischen Grenze – um das Fahrzeug auf gut Glück zu besichtigen – hat sich bis zum heutigen Tag jedenfalls gelohnt.

Alles Gute und viel Gesundheit an Michael Tieber und die Alltagsklassiker Community wünsch Robert K. aus Graz“


 

Jürgen W.
„Volvo 960 II 3.0-24V

Auf den folgenden Fotos seht Ihr einen Volvo 960 Kombi mit Schiebedach, Automatikgetriebe und Anhängerkupplung! Das waren nämlich die Kriterien, die mein ‚Zugfahrzeug‘ haben sollte. Der Grund dafür ist ganz simpel: Ich fahre sehr gerne mit geöffneter Dachluke, ein Kombi ist sehr praktisch und ich habe gelegentlich mal einen Autotransportanhänger zu ziehen.

 

Bild: Lars G.

 

Leider war im Hochsommer 2015, als mich mein BMW 320iA touring aufgrund ziemlich maroder Karosserie verlassen musste, kein entsprechender Volvo Kombi im Angebot, also wurde die Suche auf ‚Limousinen‘ ausgeweitet. Da auch dies nicht den gewünschten Erfolg brachte, fiel auch die Option ‚Schiebedach‘ heraus. Und siehe da – neben „Schrott“ und „überteuertem Schrott“ ließ sich eine sandsilberne Volvo 960 3.0-24V-Limousine aus dem Jahr 1994 finden.

 

 

Der Wagen stand etwa 4 Jahre auf dem Gebrauchtwagenplatz eines Alt-Volvo-Händlers inkl. Werkstatt herum und sollte kurze Zeit später (laut Händler) eigentlich geschlachtet und verschrottet werden. Eine erfolgreiche Probefahrt später unterschrieb ich den Kaufvertrag und zahlte eine geringe Summe des Kaufpreises an. 3 Wochen später konnte ich mein Schmuckstück holen und nach und nach offenbarten sich Standschäden, die ich bis heute (April 2020) immer noch repariere.

 

Mit dem Auto war ich schon öfter in Graz, obwohl mir auch Pannen damit nicht fremd sind. Ich bin 1. ADAC (der deutsche ÖAMTC)-Mitglied und 2. kam ich irgendwie immer weiter. Leider werden die Ersatzteile langsam rar und so ganz günstig ist der Unterhalt des Autos auch nicht. Selbstverständlich gibt es auch noch positives zu berichten, weswegen ich das Auto trotz allem Ärger immer noch behalte:

Der bärenstarke 2,9-Liter Reihensechszylindermotor, den Volvo in Kooperation mit Porsche entwickelt hat. Der Motor ist in Leistungsausbeute, Sound und Kraftstoffverbrauch nicht zurückhaltend und passt zu der aufgelasteten Anhängelast von 1900kg. Das Auto ist sehr komfortabel. Damit werden auch lange Strecken nicht zur Tortur. Die Heizung ist volvotypisch erstklassig!

 

 

Der Hauptgrund ist aber, dass ich ein Fan von alten Volvos bin. Und genau deshalb wird das Auto so lange bei mir bleiben, so lange es eben geht.

Viele Grüße
Jürgen“

 


 

Die Bilder stammen von den jeweiligen Teilnehmern des virtuellen Alltagsklassiker Saturday Night Cruising.

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