Virtuelles Alltagsklassiker Saturday Night Cruising 2020: Teil 14
Viele Klassikertreffen, Teilemärkte, Ausfahrten und Messen werden abgesagt oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, das liegt uns eingefleischten Petrolheads richtig schwer im Magen. Auch das Alltagsklassiker Saturday Night Cruising im April, Mai und Juni im Grazer Citypark fällt den strengen Massnahmen der österreichischen Bundesregierung zur Coronakrise zum Opfer.
Deswegen machen wir einfach das Beste daraus und treffen uns einfach virtuell hier im Blog! Einfach mal zurücklehnen um den Teil 14 des virtuellen Alltagsklassiker Saturday Night Cruising genießen. Teil 14 ist eine reine Solonummer eines sympathischen Nissansammlers und Chronisten seiner außergewöhnlich gewöhnlichen Modelle. Wer sammelt schon Nissan Sunnys und einen Cherry aus den 1980ern? Vorhang auf für Helmut W. und seine Sammlung der besonderen Art.
Gibt es Fragen zu den gezeigten Fahrzeugen, dann nutze bitte Kommentarfunktion unter dem Beitrag. Aufgrund der teils doch recht umfangreichen Texte der virtuellen Treffenteilnehmer, werde ich die jeweiligen Beiträge auf fünf Teilnehmer begrenzen. Sobald wieder neue eingegangen sind, kommt der nächste Blogbeitrag.
Nachdem das Interesse der Teilnehmer am virtuellen Treffen jetzt abflacht, hat man die Möglichkeit ganz alleine im Rampenlicht zu stehen. Willst du auch mit deinem Fahrzeug am virtuellen Alltagsklassiker Saturday Night Cruising teilnehmen? Schick mir ein Mail an snc@alltagsklassiker.at mit Bild(ern) und Text.
#alltagsklassikerathome
Helmut W.
„On the Sunny side of life
bin ich seit 1982. Damals kauften meine Eltern den weißen Nissan Sunny Touring 1,5 GL, und dieses Auto faszinierte mich von Anfang an. Er war radikal anders, als alle Autos, die ich bisher kannte und ich fühlte mich in eine neue Ära versetzt.
Klare kantige Linien, Platz, feine Innenausführung, nun auch Sparsamkeit und trotzdem viel Kraft. Alles anders als bis dahin!
Und der Klang! Der kernige, rauhe, charismatische Klang, den man nicht bei einem Familienauto vermutet, überraschte und begeisterte mich sowieso vollends und haute mich beim ersten Mal hören regelrecht aus den Socken!
Vom ersten Kilometer an, obwohl er das Auto meiner Eltern war, war der Sunny Touring von mir adoptiert. Quasi mein Auto, das nur ich putzte und pflegte, und wo ich Anweisungen gab, wie der Sunny zu fahren ist… Meine Eltern bewiesen in diesem Bereich stoischen Langmut und hielten sich meistens an meine Regeln. Es war sicher auch ein pragmatischer Zugang meiner Eltern. Sie hatten immer ein geputztes Auto und stets ein probates Mittel in der Hand, um mich zu etwas, wie zum Beispiel lernen für eine Schularbeit, zu motivieren. Zur Belohnung durfte ich daher oft den Touring an Sonntagen auf Güterwegen selbst chauffieren.
1989 zu meiner Matura schenkten sie mir den Touring und ich fuhr ihn mit dem größten Vergnügen weiter bis 1997.Da hatte ich auch schon einen Nissan Almera und ich ließ mich von meinem Umfeld überreden, mich vom Touring zu trennen, um endlich etwas normal zu werden.
Ich gab den Touring zwar weiter, aber überzeugt war ich nicht vom Verkauf, und ich trauerte dem Auto immer wieder hinterher.
2009, nach 12 Jahren ein Neuanfang mit einem Da capo
Da entdeckte ich bei einem aufgelassenen Nissan Händler, noch dazu im Schauraum, das funkelnde Sunny Coupe‘ mit 7.300 km im Neuwagenzustand aus Erstbesitz! Anfangs wehrte ich mich gegen den Kauf, da ich merkte die Dämme brechen wieder und der Irrsinn beginnt wieder von vorne. Ein Irrsinn, den ich liebe, der aber doch Irrsinn bleibt. Aber ich konnte letztlich nicht widerstehen und ich „musste“ ihn kaufen. Nun fuhr ich selbst einen/meinen neuwertigen Sunny aus dem Schauraum. Übrigens, der Kauf erfolgte genau am 4.9.2009, genau 25 Jahre nach seiner Erstzulassung.
2012 fand ich den technisch baugleichen Cherry mit knapp 60.000 km auch aus Erstbesitz. Er lugte rostfrei aus seiner Garage. Und ja, ich sah ihn, fuhr ihn, kaufte ihn!
2014 konnte ich meine Sammlung mit dem Heiligen Gral, dem Sunny Touring, krönen. Und hier spielten so viele Zufälle eine Rolle, sodass ich weiß, dieses Auto musste mir einfach zufallen.
Diese Zufälle ergaben sich aber schon im Juni 2011. Es war die letzte Schulwoche und ich kam mit meiner Klasse um die Mittagszeit von einem Ausflug zurück. Da ich in einer Ganztagesschule arbeite, bin ich um diese Zeit nie vor der Schule.
Und da stand er nun vor meiner Schule, der grüne Sunny Touring! Wie vom wilden Affen gebissen, lief ich zu diesem Auto hin, umkreiste es fröhlich/irre hüpfend, aber vom Besitzer weit und breit keine Spur. Was nun? Zufälligerweise war ich auch an diesem Tag mit meinem Sunny Coupe‘ in der Schule und stellte mal meinen Sunny zum anderen Sunny auf die Straße. Aufgeschreckt vom markanten Sunny-Klang düste plötzlich ein älterer Herr vom Nachbargrundstück auf die Straße, weil er dachte, sein Sunny wird gerade gestohlen! Erleichtert und verwundert zugleich, sah er den 2. Sunny und mich. Natürlich kamen wir so sofort ins Gespräch. Ich erfuhr, dass er der Erstbesitzer des Touring ist, und dass er den Sunny neben seinen anderen Fahrzeugen aus Erinnerung an ein Familienmitglied noch hat. Und daher nur sehr selten aus einer Halle, die ganz woanders ist, mit Touring fährt. Wie zum Beispiel einmal im Jahr zu seinem kleinen Gartengrundstück. Und das war eben dieser Tag im Juni 2011, wo ich den Touring vor der Schule erwischte.
In den folgenden 3 Jahren bearbeitete ich Herrn B., um ihm zu vermitteln, dass sein Auto, das eigentlich nur stand, bei mir mehr Sinn machen würde. Schließlich im Juli 2014 willigte er ein und ich hatte wieder einen/meinen Sunny Touring im Neuwagenzustand mit 8.007 km!
Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu, und so entdeckte ich 2015 die blausilberne Mauritius, den Sunny SGL, das Sondermodell mit 2-Farb-Metalliclackierung und Veloursinnenausstattung. Aus Erstbesitz, nur 21.000 km gefahren, dann aber 25 Jahre stillgelegt in der Garage seines Erstbesitzers. Der Sunny SGL bewies extremen Überlebenswillen und tat so, wie wenn er nur 1 Jahr gestanden wäre. Die Standschäden waren sehr überschaubar, ein rostiger Tank und feste Bremsen.
Seitdem schnüre ich mit meinen 4 Traumautos, natürlich nur in der schönen Jahreszeit, fröhlich durch die Lande. Es haben sich durch die Alt-Nissans auch viele interessante Begegnungen und Tätigkeiten ergeben.
Ich durfte schon über sie in der Austro Classic schreiben, Stefan Gruber von Autoguru berichtete von meiner Sammlung. Ich entdeckte meine Freude nicht nur am Schreiben, sondern auch am Fotografieren. Seit 2014 betreibe ich meine Facebook-Seite Nissan Sunny B11 Cherry N12 wo es alle möglichen Infos, technische Details, alte Prospekte und zeitgenössische Testberichte, aktuelle Fotos und Berichte,Begegnungen und auch Videos und Hörproben zu finden gibt. Diese Videos sind auch auf youtube zu finden.
Bei aller Begeisterung und Freude und weiteren Tätigkeiten, die das Befassen mit meinen Alt-Nissans mit sich bringen, merke ich, dass ich mich von einem, vom Cherry nach 8 Jahren, wieder trennen möchte. Nicht weil er Probleme macht, sondern weil auf Dauer dieses Hobby mit diesem Fahrzeugbestand, etwas viel wird. Und so suche ich in Ruhe und ohne Druck einen guten Platz für den Cherry.
Weil die Oldtimerei ist ein Hobby, das viel Freude bringt, und ich mit viel Emotion betreibe, aber etwas Vernunft und Vorplanung auch dazu gehört. Und dann letztlich die Freude dauerhaft erhält. “
Die Bilder stammen von den jeweiligen Teilnehmern des virtuellen Alltagsklassiker Saturday Night Cruising.
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.