Virtuelles Alltagsklassiker Saturday Night Cruising 2020: Teil 2
Die Absage der vielen Klassikertreffen, Teilemärkte, Ausfahrten und Messen liegt uns Petrolheads schwer im Magen. Auch das Alltagsklassiker Saturday Night Cruising Anfang April im Grazer Citypark fällt den strengen Massnahmen der österreichischen Bundesregierung zur Coronakrise zum Opfer.
Deswegen machen wir einfach das Beste daraus und treffen uns einfach virtuell hier im Blog! Man nehme sich ein Häferl mit Kaffee, ein Glas Bier oder Wein zur Hand und liest sich durch die Erzählungen derer, die bereits ein Bild und die Geschichte zu ihrem Fahrzeug eingesandt haben. Gibt es Fragen zu den gezeigten Fahrzeugen, dann nutze bitte Kommentarfunktion unter dem Beitrag. Aufgrund der teils doch recht umfangreichen Texte der virtuellen Treffenteilnehmer, werde ich die jeweiligen Beiträge auf fünf Teilnehmer begrenzen. Sobald wieder fünf neue eingegangen sind, kommt der nächste Blogbeitrag.
Willst du auch mit deinem Fahrzeug am virtuellen Alltagsklassiker Saturday Night Cruising teilnehmen? Schick mir ein Mail an snc@alltagsklassiker.at mit Bild(ern) und Text.
#alltagsklassikerathome
Marco E.
„Das is ein 95er Chevrolet Camaro Z28 Gen. 4, ein US-Import ohne Targa und ohne Heckscheibenheizung, das war eine Option drüben… Der Camaro wird von einem 5.7 Liter V8 LT1 befeuert, den hatte auch die Corvette unter der Haube. PS kann man net genau sagen, is a bissl was gmacht dabei. Müsste mal auf einen Prüfstand.
Ich hab den Camaro weil ich auf US-Cars stehe, der is mir quasi „reingelaufen“ wollte zuerst einen älteren. Er ist Tip Top in Schuss für seine 25 Jahre die er am Buckel hat und macht einfach nur Spass. Verbrauch . Ja hat er. 😉
Kann man sich dann davon überzeugen wenn die Treffen wieder stattfinden.. Was hoffentlich bald der Fall sein wird!“
Rainer B.
„Mein Oldie ist ein VW Käfer BJ 1967, der seit fast 8 Jahren in meinem Besitz ist.
Der Käfer (1500, 44 PS) ist deswegen mein Oldtimer, weil mein erstes Auto ein VW-Käfer war und ich immer diesem Auto nachgetrauert habe. Ich habe anscheinend so lange gejammert, bis ich ein Modell 1:1 zu einem meiner runden Geburtstag geschenkt bekommen habe…“
Gerald „Bruno“ B.
„Mein jüngstes Pferd im Stall ist bereits ausgewintert und wäre theoretisch einsatzbereit 😉
Wieso ich (u.a.) gerade dieses Fahrzeug bewege? Nun, einen Designerpreis gewinnt man damit nicht und recht jung ist er auch (1988), große Emotionen kommen weder beim Betrachten der Front noch des Hecks auf. Sportlich? Nein, eher nicht – 116PS aus 2,2 Litern Hubraum – eher was für alte Herren, die Ende der 80er in Pension gingen…
Also warum nun steht das Ding in meinem Fuhrpark? Vor ca. 2 Jahren ereilte mich ein Anruf eines flüchtigen Bekannten, der mir ganz aufgeregt von einer Sichtung in Willhaben erzählte und der meinen 1980er Mazda 929 LA4 kannte. Auf meine erste Rückfrage „Welches Baujahr“ und seiner Antwort „1988“ hin hatte ich ihn eigentlich schon das erste Mal abgeschrieben. Auf meine zweite Frage hin „Wo steht er“ und seiner Antwort „irgendwo in der Nähe von Linz“ das zweite mal geistig abgehakt. Er ließ sich aber nicht davon abbringen, mir zumindest den Link zu schicken – gut, mach das, danke… Bald darauf der Email-Eingang mit dem Link, der das Inserat enthielt. Die Beschreibung – wie so oft – recht vielversprechend, wenig KM, „rostfrei“, Zweitbesitz, reines Sommerauto etc… Dann eine glückliche Fügung: Ich hatte kurz darauf im hohen Norden der Steiermark zu tun, dann fahren wir halt noch schnell die 120KM in eine Richtung, um einen 929 zu besichtigen, der mich eigentlich nicht annähernd interessiert.
Dort angekommen stand er dann vorm Haus des zweiten Besitzers und eigentlich wollte ich gleich wieder fahren, ohne überhaupt zu läuten. Der Lack war nämlich alles andere als einladend, stumpf war ein Hilfsausdruck. Da aber sah mich der aktuelle Halter des Straßenkreuzers und eine Flucht war zwecklos. Besagter Verkäufer dürfte allerdings wirklich schon Ende der 80er in Pension gegangen sein 😉 Ich begann dann, ihm zu erklären wie die Sachlage bezüglich Nachfrage mit diesen Fahrzeugen aussieht und habe ihn gefragt, wie viele ihn denn schon angeschaut hätten. Als Antwort bekam ich „Zwei junge Burschen aus Wien, die haben als erstes gefragt, wie schnell er denn mit seinen 116PS wäre, daraufhin habe ich die gleich wieder verscheucht, die hätten ihn sowieso nicht bekommen“. Gut, ich wurde ein wenig hellhöriger. Als nächstes fiel mir auf, dass am 929 Winterreifen (aus 2012) montiert waren und er als „reines Sommerfahrzeug“ inseriert war.
Darauf reagierte er (sehr glaubwürdig) selbst überrascht und hat den Kofferraum geöffnet. Darin befanden sich die alten Sommerreifen (aus 2008) und er sagte „Ja, da Franz wor ziemlich geizig und wahrscheinlich worn die Winterreifen 5 Euro bülliger, gfohrn is er jo eh fost nix mehr am Schluss“. Der Franz – so durfte ich dann erfahren – war ein guter Freund vom aktuellen Besitzer und es war ihm ein Bedürfnis, dass das Fahrzeug nach dessen Tod zu ihm kommen sollte. Okay, ich bin ja für solche emotionalen Geschichten extrem anfällig aber mittlerweile Gott sei Dank erfahren genug, dass der 929 nicht auf einmal in meinen Augen da stand wie im Zustand 1…
Weiter im Text: Ich habe ihm dann erklärt, dass mich dieses Modell eigentlich überhaupt nicht interessiert (damals hatte er auch noch Stahlfelgen drauf, die Alus kommen von einem Teilespender, aber das ist eine andere Geschichte) und der äußere Zustand – obwohl anscheinend wirklich rostfrei – jetzt nicht unbedingt für den Wagen spricht, den wenn ich mir sowas aus diesem Baujahr kaufen würde müsste der schon fast perfekt sein. Daraufhin hat er mir dann noch erklärt, dass kein originaler Zündverteiler montiert sei, sondern einer vom 2 Liter. Das war fürs Pickerl irrelevant aber wenn man bergauf Gas gibt merkt man, dass ein wenig Leistung fehlt. Ja, die Argumente für den HC wurden minütlich mehr 😉 Ich habe ihm dann freundlich erklärt, dass das eher nix wird, er bestand aber darauf, dass ich eine Probefahrt machen sollte. Nun, dagegen ist nix zu sagen und so geschah es dann: Der Innenraum – WOW – so sieht ein Pensionistenfahrzeug aus, 75.000KM, die ich ihm sofort geglaubt habe. Schlüssel gedreht, sofort angesprungen und los gings. Tja, was soll ich sagen… Den falschen Zündverteiler merkte man wirklich nur bei großer Belastung, ansonsten schnurrte er perfekt und ich war ja nun schon einigen Komfort von meinem LA4 gewohnt aber das Ding ist wirklich ein Sofa auf 4 Rädern. Am Ende der Probefahrt und noch einiger Anekdoten, die hier den Rahmen sprengen würden standen wir dann wieder am Auto wie zu Beginn und trotzdem war ich noch immer eher davon abgeneigt, mich hier zu erbarmen.
Nach einer weiteren Weile mit diversen Dialogen verschiedensten Inhaltes hat er dann mit Preisvorschlägen begonnen, die sich immer mehr vom eigentlich inserierten Preis nach unten orientiert haben. Ich habe allerdings immer noch mit dem Kopf geschüttelt, aber irgendwann sagte er: „Also billiger als XXXX wird’s nicht und ich warte eben noch länger auf den Richtigen“! Ich konnte ehrliche Enttäuschung in seinen Augen erkennen, denn mehrfach hatte er geäußert, dass er das Gefühl hätte, den 929 bei mir in guten Händen zu wähnen, er selbst sei sowieso schon zu alt, ein solch großes Fahrzeug gebührend bewegen zu wollen und erhalten zu können. Er habe es seinem Freund zuliebe ein paar Jahre versucht, aber er sei ihm schlicht und ergreifend zu groß und er möchte ihn nicht beschädigen o.ä., deshalb fahre er auch kaum noch, ein frisches Pickerl hatte er aber natürlich wieder gemacht. Tja, was soll ich sagen – mit dem Satz „Wast wos, i hob scho vül schene olte Autos ghobt und jetz kaf i mir afoch amol a schiaches oltes Auto“ ist der 929 dann letztendlich in meinen Besitz über gegangen – und diese Erleichterung in seinem Blick war mehr wert als ich das hier schreiben kann, ich bin selten von einem Autokauf mit einem solchen Gefühl in Richtung Heimat gefahren…
Wenig später wurde er dann per Spedition geliefert und als erstes wurde ein passender Zündverteiler gesucht – vergebens! Obwohl der 2,2i Motor ja auch im 626 der gleichen Zeit verbaut war passt der nicht, da der Motor dort längs und da quer eingebaut war. Damit war schnell klar, ich bräuchte einen Zündverteiler, der wirklich aus einem baugleichen 929 kommen müsste. Da der Motor da drin aber nur recht kurz angeboten wurde ein recht schwieriges Unterfangen. Gleichzeitig tauchte im Netz dann ein grauer 929 HC „mit abgelaufenem Pickerl und ein paar notwendigen Reparaturen“ auf, gleiches Baujahr, gleiche Motorisierung, aber viiiiiel zu teuer. Quasi in der Preiskategorie wofür ich meinen gekauft hatte – aber mit den Alufelgen drauf, sogar eine 5te mit Reserverad war dabei, pah, das wäre schon optimal… Trotzdem zum Vergessen, weil wie gesagt viel zu teuer.
Also einmal so damit gefahren, merkt man ja quasi nicht (außer beim Verbrauch, eieiei…) und sehr zufrieden mit dem Kauf, denn aus dem Alter, wo man drauf aus ist, dass sich jeder auf der Straße nach einem umdreht ist man ja gottlob schon heraussen. Monate später passierte es: Der Teilespender taucht wieder im Netz auf, jetzt allerdings zu einem Preis, wo ich auch bei diesem Modell Angst hatte, dass da jemand schneller sein könnte 😉 Wenig später stand auch die graue Eminenz bei mir und beim Vergleich der Fahrgestellnummern die sensationelle Entdeckung: Die beiden sind genau um 6 Nummern auseinander!!!! Also die haben sich auf der Linie schon einmal gesehen, beide 02/1988 Erstzulassung aber doch ein unterschiedliches Schicksal, hatte dieser alte Herr doch deutlich über 235.000KM am Buckel und von „rostfrei“ war er weit entfernt. Aber egal, Zündverteiler umgebaut, Alufelgen ebenfalls (nun 15 Zoll statt der 14er auf meinen Stahlfelgen, aber er war 8fach bereift, also alles gut) und auch ein paar Ersatzteile lagen auf der Rücksitzbank (Stossdämpfer z.B.). Danach habe ich den grauen wieder zum Verkauf angeboten und auch gleich einen Interessenten gefunden, der einen 3.0 Liter fährt ihn wieder auf die Straße bringen will…
Am Ende steht nun ein 1988er Straßenkreuzer bei mir, den ich ebenso wie meinen 1980er ziemlich sicher nie mehr hergeben werde, mittlerweile knapp 78.000 KM drauf, ich fahre ihn im Sommer mit großer Freude. Und das beantwortet die eingangs zweimal gestellte Frage, warum ich gerade dieses Fahrzeug bewege: Weil es ein reiner Genuss ist, diese Sänfte zu bewegen!
In diesem Sinne Euch allen da draußen eine gute Fahrt!“
Florian H.
„Volvo 242GT
Name Viggo, Baujahr 1979, bei mir seit Dezember 2013
2.3l 4-Zylinder, 155PS, 4-Gang mit Overdrive
Liebe auf den ersten Blick. Im Dezember 2013, ich damals noch knackige 21, in der Schweiz eingesammelt, bei Nacht, Schnee und Sauwetter gut 840km nachhause geschippert und mich bei jedem Meter noch etwas mehr verliebt. Flott, sportlich, manchmal etwas bissig, aber unglaublich bequem. Er lässt einen entspannen, aber nicht zu sehr 😄. Seither jede Menge mit ihm durchgemacht, viel Geld investiert, Nächte durchgeschraubt, gab gute und schlechte Zeiten, manchmal hab ich das Ding verflucht, blutige Fingerknöchel 😅 , aber durch ihn Teil einer riesengroße Familie von Volvo- und Klassikerfahrern geworden, viele davon zähle ich heute zu meinen besten Freunden. Derzeit steht er noch etwas rattig da, technisch geht’s ihm aber schon sehr gut, braucht noch viel Liebe, aber die bekommt er.
Großes Lob an die Idee mit dem Virtuellen Treffen, in Zeiten wie diesen ein Lichtblick!“
Tanja E.
„Das ist mein Golf 1 Baujahr 1983!
Es war schon immer klar das wenn ich ein Zweitauto besitze, dann wird es ein Golf 1! Ich träumte als Kind schon davon und vor über einem Jahr holten wir ihn aus Wels, wo es am Besichtigungstag ca 70 cm Schnee auf dem Weg dort hin gab….“
Die Bilder stammen von den jeweiligen Teilnehmern des virtuellen Alltagsklassiker Saturday Night Cruising.
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.