Virtuelles Alltagsklassiker Saturday Night Cruising 2021: Polo forever
Immer häufiger werden die Nachrichten und Mails, die ich erhalte, wann es den wieder losgeht mit dem Parkplatztreffen im Grazer Citypark. Aktuell sieht es so aus, dass ich nach wie vor keinen seriösen Termin nennen kann, der auch hält. Aber nicht nur für das Alltagsklassiker Saturday Night Cruising heißt es bitte warten, auch bei vielen anderen Veranstaltungen, wie Treffen, Messen, Rallyes schwebt über den geplanten Terminen ein großes Fragezeichen.
Sobald es eindeutige Signale seitens der Politik über die weitere Zukunft von Veranstaltungen gibt, werde ich die Lage neu bewerten. Genug Veranstaltungspolitik, wenden wir uns erfreulicherem zu. Folgen wir Stefan durch seine bereits 30 Jahre dauernde Leidenschaft für den VW Polo.
„Hallo, mein Name ist Stefan und ich möchte euch auf eine kurze Zeitreise mitnehmen, die für mich vor 30 Jahren begann.Wie ich finde, hat jeder einen Vogel (ich hab mehrere), nur jeder Vogel braucht ein anderes Futter.
Es war meine Lehre als Autospengler, wo ich den ersten Kontakt zu alten Autos und Rost hatte. Bei einer damals Marken-offenen Werkstätte bekam man schon einiges zu sehen und zu spüren. Kann mich noch gut an meinen ersten Tag erinnern, als ich eine volle Ladung Unterbodenschutz beim Halten eines Kartons abbekam, um erforderliche Stellen abzudecken. Es war wohl der erste Test, ob ich für diesen Beruf geeignet wäre. Auch die verstopften Wasserabläufe im Kofferraum bei diversen Sternfahrern und dazugehörigen Gestank hab ich noch sehr gut in Erinnerung. Auch diesen markanten Innenraumduft von Fahrzeugen der Marke Opel konnte ich nicht besonders leiden. Da begeisterten mich die kleinen VWs schon mehr.
Es war auch die Zeit von Porno-Benzen, Pioneer-Aufklebern und Umbauten auf GTO-Breitbauten. Im Radio lief z. B. Wind of Change von den Scorpions oder Last Train To Trancentral von KLF.
Mit meinem ersten hart verdientem Geld kaufte ich unter anderen ein VW Scene Magazin. Darin waren auch diverse Custom Umbauten von Käfer und Co zu sehen. Mich begeisterten aber mehr die kleinen Wolfsburger, vermutlich auch weil am Mitarbeiterparkplatz der Werkstatt mehr VWs standen als auf dem Kiesplatz der Gebrauchtwagen. Jeder wird mich verstehen, wie es ist, wenn man mit 15 Jahren kaum mehr warten kann 16 zu werden bzw. noch zwei ganze Jahre warten muss, bis man endlich den Führerschein machen kann – es dauert ewig.
Tag X war gekommen und ich durfte den lang ersehnten Führerschein bei der Bezirkshauptmannschaft abholen. Zu diesem Zeitpunkt stand schon der erste Polo 86C mit SD und Felgen vom BMW E21 zu Hause. Bald darauf hatte ich den Spitznamen „Polo Heinzi“. Unzählige Polos sollten folgen, aber das hätte ich bei meinem ersten Polo Bunny nicht gedacht. Ich blieb immer dieser dezenten Linie treu, minimaler Umbau (Fahrwerk, Felgen evtl. Lenkrad und Auspuff). Einige blieben auch original, um den Charakter nicht zu verändern. Vom Radlauf verbreitern hielt ich nie viel. Die legendären 13 Zoll Felgen (von Mattig und RSL) mussten auch so Platz finden.
So entstanden über die Jahre unzählige Geschichten und Erlebnisse, die den Rahmen hier sprengen würden mit meinen Gokart-artigen Coupes und Steilheck-Polos, die bis heute noch andauern.
Auch heute noch fahre ich täglich Polo 6N2, für mich der letzte wahre Polo ohne erwähnenswerte Probleme. Um mich und andere Verkehrsteilnehmer manchmal in die 70er Jahre zurückzuversetzen, um einfach mal der schnelllebigen Zeit zu entfliehen bewege ich auch einen beinahe Audi 50, einen Polo der ersten Generation der übrigens gleich alt ist wie ich. Da staunte ich nicht schlecht, als mich beim Pickerl-Termin der Lackierer ansprach und mit Begeisterung erzählte, er habe auch mal so einen lackiert. Schlussendlich stellte sich heraus, dass er damals meinen Wagen, noch vom Vorbesitzer, lackierte.
Mein Polo 1 hat mehr verschiedene Felgen und Raddeckeln, als meine Frau und ich gemeinsam Schuhe haben. Viele Freunde und Bekannte verliert man im Laufe der Jahre wieder aus den Augen, so geriet auch mein Spitzname in Vergessenheit, nur der Rost bleibt der Gleiche. Vor kurzem traf ich wieder jemanden aus der Anfangszeit, der mich trotz der vielen Jahre mit „Servus Polo Heinzi“ begrüßte. Mein 1er ist nicht zu Tode restauriert, er ist für mich perfekt mit Charakter – alte Schule.“
Hast du jetzt auch Lust bekommen und möchtest mit deinem Fahrzeug am virtuellen Alltagsklassiker Saturday Night Cruising teilnehmen? Schick mir ein Mail an snc@alltagsklassiker.at mit Bildern und Text.
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Die anderen Beiträge des virtuellen Alltagsklassiker Saturday Night Cruising findest du hier.
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.
Ich sehe hier schöne Fotos von einem Oldtimer VW Polo. Damals könnte man an diese Fahrzeuge selber in eigener Garage schrauben, wenn es Probleme gab. Oder Inspektion könnte man auch selber erledigen, ohne dabei in die Werkstatt zu gehen. Heutige Tage mit meiner neuen Generation vom Polo kann ich nur noch in die Werkstatt fahren.
Beste Grüße