Ein ewig junggebliebener wird 30: VW Corrado
160PS, G-Lader! Der Traum der jungen leistungshungrigen Kids in den 90ern und frühen 2000ern hatte ein erstrebenswertes Lustobjekt mehr, den Corrado G60!
Kaum befanden sich die Gebrauchtwagenpreise für die potenten kleinen Hot Hatches und Sportcoupes, wie den Corrado auf Talfahrt, wurde gnadenlos zugeschlagen und tief in die Tuningkiste gegriffen. Fette Bodykits von Rieger (GTO), breite Reifen auf glänzenden Felgen, Gewindefahrwerke, Airride, Flügeltüren, fette Bassboxen reingezimmert, all das wurde den sportlichen kleinen „angetan“. Wobei ich diese Tuningkultur nicht verteufeln will, jeder soll sich sein Fahrzeug individualisieren wie er mag und kann.
Für den Fahrzeugbestand dieser Fahrzeuggattung ist es leider so, das nur wenige echte unverbastelte Originale übergeblieben sind, die meist in der Hand von reiferen Damen und Herren überlebt haben die mit der Tuningkultur nichts am Hut haben. Diese Bewahrer der seltenen Spezies erfreuen sich an ihrem mittlerweilen zum Youngtimer gereiften Fahrzeug.
Kaum war der Scirocco II 1981 am Markt erschienen, wurde auch schon mit der Arbeit an seinem Nachfolger begonnen, dessen Basis der Golf der zweiten Modellgeneration bildete. Das ursprünglich als Scirocco III geplante Coupe geriet als Technologieträger aber zu teuer und als Technologieträger als direkter Nachfolger des 2er Sciroccos folglich nicht in Frage. So wurde beschlossen den Corrado erst 1988 und nicht wie geplant bereits 1986 am Markt zu lancieren und den Scirocco II parallel noch eine Weile weiterlaufen zu lassen. In der Zwischenzeit sollte auf Basis des Polos ein kleines Coupe entwickelt werden, der die bisherige Sciroccoklientel ansprechen sollte – wie wir heute wissen, kam es nie dazu. Auf Grund rückläufiger Verkaufszahlen wurde der Scirocco schliesslich 1992 vom Markt genommen und die Produktion stillgelegt.
Einige der technischen Schmankerl beim Corrado waren der ab 120 km/h ausfahrbare Heckflügel und der G-Lader, der erstmals beim Versuchsträger und erst nur in homöopathischen Dosen hergestellten Polo G40 1985 zum Einsatz kam. Der G-Lader ist vergleichbar mit einem Kompressor, der ohne Verzögerung den Ladedruck aus seinem schneckenförmigen Lader liefert und so dem Corrado zu sportlichen Fahrwerten verhalf. Weiters punktete der Corrado durch eine umfangreiche Serienausstattung, die zu der Zeit bei deutschen Modellen nicht üblich war: ABS, höhenverstellbare Sportsitze, Servolenkung, Colorverglasung und beheizte sowie elektrisch verstellbare Außenspiegel.
Neben dem G60 gab es weitere Motorisierungen die ab 1991 nachgereicht wurden: 16V und der VR6, darunter gab es ein Einstiegsmodell mit 115PS, die Höchstleistung erreichte der 2.9i VR6 mit 190PS.
In Planung war auch ein offener Ableger des Volkswagen Coupes, zwei Studien wurden gefertigt. Einerseits ein Roadster den Karmann verantwortete und das hier gezeigte Cabriolet mit voll versenkbarem Verdeck. Trotzt heißer Diskussionen wurde keine der beiden Versionen verwirklicht. Die Rolle des offenen Volkswagen, erfüllte weiterhin das Golf Cabrio.
97.521 Exemplare des Corrado wurden bei Karmann in Osnabrück gefertigt, im Juli 1995 der letzte seiner Art. Den Löwenanteil der Corradoproduktion wurde in Europa verkauft, in die USA und Kanada wurden über 22.000 Exemplare verschifft.
Volkswagen Classic zelebrierte den 30 Geburtstag des Corrado auf der Bremen Classic Motorshow mit zwei besonderen Exemplaren aus der Sammlung: Zum einen den von Karmann 1989 gefertigten 16V G60 Prototypen der 210PS leistet aber so nie in Serie ging. Weiters wurde das letzte Exemplar gezeigt, ein VR6 in classicgrün perleffekt getüncht, das am 6.Juli 1995 in Osnabrück die Produktion bei Karmann beschloß.
Bilder: Volkswagen
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.