Zurück auf der Straße: Puch Maxi L
2015 war das Jahr der großen Einkäufe, da kam der 818 Station Wagon, dann Van Morrison, Halvar der Schwede und auch Auguste das Maxi in den gemischten Fuhr- und Stehpark.
Auguste wurde über den Winter vom Verkäufer wieder fit gemacht und frisch bepickerlt. Ein paar Kilometer bin ich raufgefahren, aber irgendwie war das mit 16 spannender, möglicherweise weil man mit 60kg und 50ccm flotter unterwegs ist, als mit 85kg Lebendgewicht. Dann hat mich mitten in voller Fahrt in einer Kurve noch ein Patschen (Plattfuß) am Hinterhuf ereilt und ich bin so irgendwie driftend ums Eck geeiert ohne unplanmäßig abzusteigen und haben mich mit der Restluft im Pneu zur nächsten Tankstelle geschleppt. Luft aufgepumpt, aber weiter als 10 Meter kam ich nicht, mangels der flott entweichenden Luft. So habe ich die Mühle, leise fluchend ein paar Kilometer heim geschoben in der brütenden Sommerhitze und erstmals am Radabstellplatz stehen lassen, bis die erste aufgestaute Wut verflogen war.
Tags darauf habe ich mir einen neuen Schlauch besorgt und den auch gleich montiert. Eine Arbeit die vollkommen für die Fisch‘ war, den das Felgenband war in Mitleidenschaft gezogen und folge dessen der neue Schlauch schon wieder löchrig. Der Herbst zog ins Land, damit war die Saison gelaufen und nicht nur bei Auguste die Luft draussen.
Im Frühjahr habe ich Auguste zur Werkstatt meines Vertrauens verbracht, da ein neues Pickerl anstand, da konnte dann auch gleich das kleine Gebrechen behoben werden. Der Vergaser war durch die lange Standzeit auch verklebt, das wurde auch noch behoben. So stand einem positiven §57a Gutachten nichts mehr im Wege. Einzig die gedehnte Kette sollte ich beizeiten tauschen, wurde mir mit auf den Weg gegeben.
Nachdem auch der Seilzug der Anwerfkupplung auch schon bessere Zeiten gesehen hat, wurde die auch gleich mitbestellt. Auch ein neuer Auspuff kam auf die Bestellliste, da der wohl noch originale montierte mal stümperhaft geschweißt wurde. Der neue Auspuff soll auch ein wenig mehr Endgeschwindigkeit bringen, sich aber noch im legalen Bereich bewegen. Dazu wird eine andere Vergaser-Hauptdüse empfohlen, statt einer 64er eine 62er. Also die auch noch zur Bestellung hinzugefügt.
Die Lieferung von einem der beiden großen österreichischen Feinkostläden die sich auf klassische heimische Mopeds, Roller und Motorräder spezialisiert haben, kam rasch und ließ keinen Grund zur Klage. Das Hinterrad war schnell demontiert, nachdem es schon ab war, bot es sich gleich auch an, mal nach der Rücktrittbremse zu sehen. Auseinander genommen, die Trommel vom Abrieb mit Bremsenreiniger gereinigt, die Beläge mit feinem Schleifpapier leicht abgezogen. Wieder zusammengebaut, fertig.
Klar, da steckt keine Raketenwissenschaft dahinter, das kann auch ich mit wenig Technikskills bewerkstelligen. Im Vorfeld dieser kleinen Bremseninspektion habe ich mich ein wenig schlau gemacht, da gibt YouTube einige DIY-Perlen frei, speziell für das Puch Maxi. Das Hinterrad wurde wieder montiert, die neue verstärkte Kette mit 110 Gliedern aufgezogen, das Kettenschloss angebracht und gespannt. Beide Ketten wurden noch gefettet. Damit war die erste Baustelle beseitigt.
Der Auspuff war auch kein großer Auftrag, der hängt motorseitig an zwei Schrauben und am Rahmen mit einer, da geht der Tausch ratz fatz. Also wurde es Zeit für eine erste Testfahrt, die wie erwartet gut verlief, aber ein prognostiziertes Problem aufwarf: Der Motor dreht nicht schön aus, bei Vollgas wird sie langsamer mit dem sonorer klingenden Auspuff. Da muss die 62er Hauptdüse rein, damit der Schalldämpfer seine volle Wirkung entfalten kann.
Meinem Wissensstand nach sollte eine 64er Hauptdüse beim Maxi L verbaut sein, die man, wie schon weiter oben beschrieben gegen eine 62er tauschen sollte. Nach dem öffnen der Schwimmerkammer und dem entfernen der Hauptdüse, kam eine 68er Düse zum Vorschein. Warum auch immer… Also die 62er eingesetzt, Schwimmerkammer und Schwimmer gereinigt und wieder verschlossen. Haken drunter gesetzt.
Fehlt nur noch der ausgenudelte, ausgefranste Seilzug der Anwerferkupplung, der zum Tausch anstand. Auch das war keine große Hexerei. Die Schraube die den Seilzug am Hebel quetscht lösen, ausfädeln, durch den Kabelkanal am Tank durchziehen, die Mutter lösen, aushängen. Der Einbau erfolgt in der umgekehrten Reihenfolge, dazu kommt noch das einstellen und ordnungsgemäße verstauen des überstehenden Seilzuges, damit man sich nicht bei jedem Start das Drahtende in die Hand bohrt. Der erste Startversuch hat dann wieder die typische Puchqualität zum Vorschein gebracht: Benzinhahn auf, Choke drücken, zweimal den Tupfer betätigen, ein Tritt und das Maxi läuft.
Wieder alles dran gebaut, was abgebaut wurde, Helm auf und ab zur Probefahrt. Und ja, jetzt rennt es wieder wie es soll, das Grinsen ist zurückgekehrt! Unten raus zieht es deutlich besser und oben raus erreicht es auch die maximal erlaubte Höchstgeschwindigkeit. Klar, mit 50ccm wird aus dem Maxi nie eine Rakete werden, aber so macht es deutlich mehr Spaß als zuvor. So macht das fahren wieder deutlich mehr Freude, höchste Zeit sich in neue Abenteuer zu stürzen und die erste Ausfahrt zu planen.
Gründer von Alltagsklassiker, mit großer Schwäche für gut gereifte japanische Fahrzeuge, Prospekte und Modellautos; Fotograf, Leseratte, bewegt Mazda MX-5 NA V-Special, Mazda 818 Sedan de Luxe, Puch Clubman und Puch Maxi L.